Ziel erreicht: Emscher ist jetzt komplett abwasserfrei!
02.02.2022
Wichtigster und letzter Meilenstein des Emscher-Umbaus rechtzeitig zum Jahresende 2021 erreicht
Eine gute Nachricht zum Jahresanfang: Nach knapp 30 Jahren Emscher-Umbau ist der zentrale Fluss des Ruhrgebiets komplett abwasserfrei! Bis zum letzten Tag im vergangenen Jahr – und unter enormen Hochdruck – hat die Emschergenossenschaft die letzten Nebenläufe an den unterirdischen Abwasserkanal Emscher (AKE) angeschlossen. Mit großem Erfolg: Ab sofort fließt kein Tropfen klärpflichtiges Abwasser mehr in die Emscher – zum ersten Mal seit rund 170 Jahren ist der Fluss wieder sauber!
„Vermutlich konnten es sich einige Menschen bis zuletzt nicht wirklich vorstellen: Die Emscher ist endlich abwasserfrei. Wer im Ruhrgebiet aufgewachsen ist, kennt die Emscher nur als Abwasser führendes, schmutziges Gewässer. Sie hat uns in dieser Form ein Leben lang begleitet, von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter. Dass die Zeiten des stark riechenden Flusses nun endgültig der Vergangenheit angehören, bedeutet für uns alle ein riesiger Schritt in die neue blau-grüne Zukunft dabei helfen, die Klimafolgenanpassung und die Verbesserung des Hochwasserschutzes auch zukünftig weiter auszubauen“, sagt Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft.
Bis auf die Berne in Essen sind zudem auch alle Zuflüsse der Emscher ebenfalls von ihrer Schmutzwasserfracht befreit – das Abwasser aus der Berne fließt nun über ein Provisorium direkt in den unterirdischen Abwasserkanal Emscher (AKE), so dass die Emscher wirklich komplett abwasserfrei ist! Zu den Verzögerungen an der Berne hatte in den vergangenen Jahren am Berne- Zufluss Borbecker Mühlenbach ein seltener Vogel, die Wasserralle, gesorgt. Damals kam es sogar zu einem um fünf Jahre verzögerten Baustart.
Emscher-Umbau in Zahlen
Vor genau 30 Jahren hat das mutige Vorhaben begonnen, einem biologisch toten Fluss inmitten des größten Ballungsraums Deutschlands neues Leben einzuhauchen. Knapp 5,5 Milliarden Euro hat die Emschergenossenschaft in die Aufwertung der Lebens- und Aufenthaltsqualität im Emscher-Gebiet investiert. Entstanden sind vier Großkläranlagen, die heute zu den modernsten des Landes zählen. Mehr als 430 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen sind verlegt worden – das entspricht der Distanz zwischen Essen und Paris!
Parallel zum Kanalbau sind zudem bereits rund 150 Kilometer an Gewässern renaturiert worden und bieten heute ein neues Zuhause für Eisvögel, Libellen, Stelzen und Groppen. Die Artenvielfalt an der Emscher hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten durch den Emscher-Umbau verdreifacht!
Die Köttelbecke ist endgültig Geschichte, die neue Emscher dagegen eröffnet neue Chancen für blau-grünes Leben inmitten einer der spannendsten Regionen des Landes!
Die Abwasserfreiheit ist erreicht, die Emscher-Geschichte aber noch lange nicht fertig geschrieben: Mit dem neuen Kapitel beginnt die Emschergenossenschaft gemeinsam mit ihren Mitgliedern und Partnern gerade erst. Nun geht es in die Phase der naturnahen Umgestaltung: Die Betonsohlschalen werden entfernt, die Böschungen flacher und vielseitiger gestaltet. Dort, wo der Platz es zulässt, erhalten die einst technisch begradigten Flüsse wieder einen kurvenreicheren Verlauf.
Das Leben kehrt an die Emscher zurück, die sauberen Gewässer werden den Menschen zurückgegeben. Auch wenn die Emscher aufgrund ihrer besonderen Charakteristik niemals ein Badegewässer sein und größtenteils immer noch eingezäunt bleiben wird, will die Emschergenossenschaft in den kommenden Jahren viele Mitmachprojekte an den Gewässern ermöglichen. Rund 130 Kilometer durch den Emscher-Umbau entstandene neue Radwege lassen die sauberen Emscher-Gewässer bereits heute erlebbar und erfahrbar werden.
Wie die Emscher zur "Köttelbecke" wurde
Wegen der durch den Bergbau verursachten Bergsenkungen im Ruhrgebiet sind unterirdische Kanäle früher nicht möglich gewesen, da sie beschädigt worden wären. Daher wurden die Emscher als zentraler Fluss des Ruhrgebiets und ihre Nebenbäche als offene Schmutzwasserläufe verwendet. Seit Ende der 80er- und Anfang der 90er-Jahre hat sich die Lage jedoch geändert. Nach der Nordwanderung des Bergbaus sind auch keine Bergsenkungen mehr zu befürchten, so dass nun auch unterirdische Abwasserkanäle gebaut werden können.
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