“Wir brauchen eine intelligente Erneuerung unserer Wassernetze”
23.05.2019
Vor einigen Monaten erst hatte der Süden Österreichs mit schweren Stürmen und den schlimmsten Überschwemmungen seit 30 Jahren zu kämpfen. Straßen wurden weggespült und weite Teile der Landschaft überflutet, und all das trotz guter Rohrinfrastruktur. In einem Land mit niedrigeren Standards wären die Folgen viel schlimmer gewesen.
„Es ist erschreckend, wie schlecht der allgemeine Zustand des Wassernetzes in Europa ist”, sagt Pierre Sommereijns, CEO von GFK-Rohrproduzent Amiblu. Wir haben mit ihm über zukünftige Herausforderungen und Sanierungsoptionen für Rohrsysteme gesprochen.
Warum ist das europäische Wassernetz dringend sanierungsbedürftig?
Sommereijns: Viele europäische Städte sind historisch, will heißen: alt. Genau wie ihre Wassernetze. Als sie gebaut wurden, gab es keine modernen Materialien wie GFK mit 150 Jahren Lebensdauer. Netzwerke aus Gusseisen, Beton und Stahl korrodieren und gefährden unser kostbares Wasser, Ziegelkanäle stürzen ein.
Und selbst wenn sie sich strukturell halten, gehen in Europa pro Jahr im Durchschnitt 23 % des Trinkwassers durch undichte Rohrleitungen verloren. Hinzu kommt das kontinuierliche Wachstum der Städte, das die zuverlässige und effiziente Behandlung von Abwasser zu einem zentralen Thema für Anlagenbetreiber und Kommunen machen.
Das europäische Kanalnetz könnte mit einer Länge von 3.000.000 Kilometern die Welt 75 Mal umspannen. Diese Dimension ist selbst mit den anspruchsvollsten Messgeräten schwer zu überwachen und zu warten. Moderne Rohrmaterialien mit intelligenten Überwachungsmöglichkeiten müssen daher die Zukunft sein.
Wir erleben auch immer extremere Wetterereignisse – Regenfälle werden zunehmend heftiger und in Kombination mit undurchlässigen Oberflächen wie Dächern und asphaltierten Straßen stehen einst zuverlässige Systeme kurz vor dem Zusammenbruch. Überschwemmungen und überlastete Kläranlagen sind die Folge.
Welche Möglichkeiten gibt es, Rohrleitungen zu sanieren und Ausfälle zu vermeiden?
Sommereijns: Das hängt vom strukturellen Zustand des bestehenden Netzes ab. Und das ist auch das Problem. Es ist sehr schwer zu beurteilen, ob ein Kanal strukturell noch intakt ist oder nicht. Viele Betreiber und Ingenieure entscheiden sich daher für eine Sanierungslösung, die nicht nur das Innere der Rohrleitung, sondern auch das Äußere renoviert, also eine strukturelle Langzeitlösung.
Sie können z.B. vorgefertigte Elemente in die alte Leitung einfügen und den Kanal mit einem Verfahren namens Sliplining erneuern. Oder Sie legen ein harzgetränktes Rohr in den alten Kanal und härten das Harz mit Heißwasser, Dampf oder – bei Glasfaser-Rohren – mit UV-Licht aus. Diese Methode wird als Cured-in-Place Rohr (CIPP) bezeichnet und wird meines Wissens hauptsächlich für kleinere Durchmesser eingesetzt.
Sliplining mit vorgefertigten Profilen ist bei größeren Durchmessern der richtige Weg, da Sie die Aushärtung steuern können und auch bei der Form der neuen Rohrleitung sehr flexibel sind. Amiblu hat schon die unkonventionellsten nicht-kreisrunden (NC) Rohre mit Durchmessern von bis zu 4 m geliefert.
Welche Lösungen bietet Amiblu im Bereich Sanierung?
Sommereijns: Mit den Technologien Flowtite und Hobas liefert Amiblu seit Jahrzehnten kreisrunde und NC-Rohre zur Erneuerung alter Kanäle. Die meist 2 bis 3 Meter langen Elemente sind auf die alte Rohrleitung zugeschnitten und können ohne Schweißen problemlos im Kanal verbunden werden.
Das geringe Gewicht der GFK-Elemente kommt beim Transport und besonders auf städtischen Baustellen zum Tragen, wo der Platz oft begrenzt ist und große Kräne nicht in Frage kommen. Sobald der alte Kanal mit den GFK-Rohren ausgekleidet ist, wird der Zwischenraum zwischen altem und neuem Kanal verfüllt und es entsteht eine komplett neue Rohrleitung.
Obwohl der Durchmesser etwas kleiner ist, kann dank der spiegelglatten Innenfläche der Amiblu Rohre mehr Wasser durchströmen als mit dem größeren Durchmesser.
Welche neuen Lösungen und Innovationen können wir von Amiblu in diesem Bereich erwarten?
Sommereijns: Wir bieten spannende Produkte, die vor allem Städten mit bestehenden Mischwassersystemen helfen. Unser CSO (Combined Sewer Overflow) Chamber und unser Amiscreen halten bei Starkregen Feststoffe in Regen- und Abwasser zurück.
Das Amiscreen System kann auch in Regenüberlaufbecken aus anderen Materialien wie z.B. Beton integriert werden, und zwar sowohl bei Neubau wie auch als nachträgliches Upgrade. Im Gegensatz zu konventionellen Filterelementen wirkt der Amiscreen direkt im Behälter und mit einer deutlich größere Filteroberfläche.
Wenn das Mischwasser in den Tank einläuft, wird die Fließgeschwindigkeit reduziert und dadurch können nur sehr kleine Schwebstoffe durch die Öffnungen eindringen. Größere Partikel gleiten außen an den Filterelementen entlang und sinken zu Boden. Sie können damit nicht verklumpen und den Filter verstopfen, und sichtbare Verschmutzungen in Vorflutern oder Ausläufen gehören der Vergangenheit an.
Lesen Sie weitere Details über Amiscreen und CSO Chamber
und sehen Sie Regenüberlaufbecken mit Amiscreen (Englisch)
More News and Articles
26.05.2025
News
Kanalgipfel 2025: Smart Processing – mit KI-Technologien von der Kanalinspektion bis zur Sanierungsstrategie
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, …
12.05.2025
News
Kanalgipfel 2025: Stand der Kanalsanierung in Deutschland – Eine kritische Betrachtung
Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen …
28.08.2024
News
ITpipes Secures $20M to Transform Water Infrastructure Management
ITpipes announced it has secured $20 million in equity financing from Trilogy Search Partners and Miramar Equity Partners.
Known for its trusted and user-friendly platform, ITpipes …
26.08.2024
News
Professor Dr.-Ing. Dietrich Stein
With deep sadness we announce the loss of our founder and partner Prof Dr Dietrich Stein at the age of 85.
Engineers around the globe are thankful for his dedication to the inventions in the fields of sewers, …
26.08.2024
News
PPI Releases New Installation Guide for PE4710 Pipe
PPI’s MAB-11-2024 Covers HDPE Water Pipelines Up to 60-in. Diameter and 10,000-ft Long Pulls
Developed by the Municipal Advisory Board (MAB) – and published with the help of the members of the …
23.08.2024
News
Faster wide-scale leak detection now within reach
Mass deployment of connected leak loggers is being made possible by the latest technology, writes Tony Gwynne, global leakage solutions director, Ovarro
Water companies in England and Wales are …
21.08.2024
News
Kraken awakens customer service potential in water
The innovative customer service platform Kraken has made a successful transfer from energy to water. Ahead of their presentation at UKWIR’s annual conference, Portsmouth Water chief executive …
19.08.2024
News
Predicting the toxicity of chemicals with AI
Researchers at Eawag and the Swiss Data Science Center have trained AI algorithms with a comprehensive ecotoxicological dataset. Now their machine learning models can predict how toxic chemicals are …
16.08.2024
News
Goodbye water loss: Trenchless pipe renewal in Brazil
Pipe renewal in Brazil
How do you stop water loss through leaks in old pipe systems without major environmental impacts and restrictions? The answer: with trenchless technology, or more precisely …
14.08.2024
Fachartikel
Impact of high-temperature heat storage on groundwater
In a recently launched project, the aquatic research institute Eawag is investigating how the use of borehole thermal energy storage (BTES) affects the surrounding soil, the groundwater …
12.08.2024
News
Watercare completes East Coast Bays sewer link
Watercare has successfully finished the final connection on the East Coast Bays link sewer at Windsor Park in New Zealand.
Much of the East Coast Bays sewer link was installed using horizontal directional …
09.08.2024
Fachartikel
Innovative water solutions for sustainable cities
Cities need to become more sustainable and use their water resources more efficiently. Managing water in local small-scale cycles is one possible solution. A new white paper by Eawag, the University …
Kontakt
Amiblu
Jessica Maier
Marketing & Communications
Gewerbepark 1
17039 Trollenhagen
Deutschland
Telefon:
+49 395 45 28 0