Vierte Reinigungsstufe für ausgewählte Kläranlagen an der Lippe
30.12.2021
Jahreshauptversammlung des Lippeverbandes fand in Unna statt
Die Hochwasserereignisse der vergangenen Monate, aber auch steigende Anforderungen an die Gewässergüte, machen die große gesellschaftliche Relevanz der Wasserwirtschaftsverbände deutlich. Bei der Jahreshauptversammlung des Lippeverbandes waren der regionale Hochwasserschutz und der stufenweise Ausbau mit der vierten Reinigungsstufe zentrale Themen, über die der Verband informierte. Unter Einhaltung strenger Corona-Hygieneregeln fand die Versammlung am Donnerstag in der Stadthalle Unna statt.
Kläranlagen sind das wichtigste Element, wenn es um die Güte der Gewässer geht. Als letzte Instanz bilden sie die entscheidende Schnittstelle zwischen der Kanalisation und den Flüssen und Bächen. Was an der Kläranlage ankommt, muss möglichst rückstandslos gereinigt wieder dem Gewässer zugeleitet werden. Doch selbst moderne Großkläranlagen können Mikroschadstoffe aus Medikamentenresten, Kosmetika und Pflanzenschutzmitteln nicht komplett aus dem Abwasser entfernen.
Anpassungspflichten für Kläranlagenbetreiber
Die Wirkungen von Spurenstoffen auf die aquatische Umwelt, also auf Wasserlebewesen aller Art, werden in Studien als bedrohlich angesehen, die Langzeitwirkung auf den Menschen ist noch nicht erforscht. Da sich insbesondere der Einsatz von Arzneimitteln nicht an der Quelle verhindern lässt und keine politische Einigung hierzu mit der Chemie- und Pharmaindustrie erreicht wurde, kommen auf Betreiber von Kläranlagen weitreichende Anpassungspflichten zu.
Vierte Reinigungsstufe für Kläranlagen
„Konkret wird der Lippeverband in den kommenden Jahren unter anderem mehr als zehn Kläranlagen an Belastungsschwerpunkten mit zusätzlichen Reinigungsstufen ausstatten müssen“, machte Prof. Dr. Uli Paetzel, als Vorstandsvorsitzender des Lippeverbandes deutlich. Eine umfangreiche Analyse auf Grundlage verschiedener Parameter und Strömungswegen ergab, an welchen Kläranlagen eine sogenannte vierte Reinigungsstufe einen besonders hohen Wirkungsgrad für die Lippe hat. Konkret sind zusätzliche Reinigungsstufen für die Kläranlagen Hamm-West und Soest vorgesehen. „Unsere kommunalen Mitglieder können sich darauf verlassen, dass wir Entscheidungen für eine vierte Reinigungsstufe mit Augenmaß und vor dem Hintergrund der ökologisch sinnvollsten und zugleich wirtschaftlichsten Lösungen treffen“, betonte Dr. Emanuel Grün, Technischer Vorstand des Lippeverbandes.
Ein grundsätzliches Handeln, so wurde auch deutlich, ist alternativlos: Mit Einführung der europäischen Wasserrahmenrichtlinie (EU-WRRL) im Jahr 2000 wurde europaweit vorgegeben, alle Flüsse, Seen, Grundwasserkörper und Küstengewässer in einen qualitativ „guten Zustand“ zu überführen – dazu zählen der ökologische und der chemische Zustand. Der Weg zum angestrebten Ziel wird durch Maßnahmenprogramme und Bewirtschaftungspläne aufgezeigt und in drei Zyklen bis 2027 umgesetzt. Der dritte Zyklus der WRRL beginnt 2022 und bedeutet zahlreiche Maßnahmen, die es umzusetzen gilt, um in erster Linie die stoffliche Belastung für die Oberflächengewässer zu reduzieren. Die zusätzlich umzusetzenden Maßnahmen der Wasserrahmenrichtlinie werden sich auf die Entwicklung der Beiträge auswirken. Dafür wird sich die Wasserqualität auch noch mal deutlich verbessern.
Europäische Wasserrahmenrichtlinie muss auch nach 2027 weiter umgesetzt werden
Denn die aktuelle Situation der Gewässer ist kritisch. Während nur 10 Prozent der Oberflächengewässer in Deutschland in einem guten ökologischen Zustand sind, sieht es bei der chemischen Gewässer-Bewertung noch dramatischer aus: Derzeit wird der chemische Zustand aller Fließgewässer in Deutschland als „nicht gut“ eingestuft. Insbesondere vor diesem Hintergrund müssen die Maßnahmen der WRRL als Langzeitaufgaben auch nach 2027 weiter umgesetzt werden.
Neue Auen an der Lippe werden Hochwasserschutz weiter verbessern
„Mit unseren baulichen Maßnahmen an der Lippe und ihren Nebenläufen verbessern wir bereits konstant die Lebensräume am Gewässer, aber auch die Aufenthaltsqualität für die Menschen. Unsere Großprojekte, die wir aktuell im Rahmen des Programms Lebendige Lippe in Haltern, Marl, Hamm und Schermbeck umsetzen, liegen – Stand heute – im Zeit- und Kostenrahmen, was mich sehr freut“, so Bodo Klimpel, Landrat des Kreises Recklinghausen und Vorsitzender des Lippeverbandsrates. Diese Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässerökologie und Schaffung von Gewässerauen werden einen weiteren entscheidenden Beitrag zum Hochwasserschutz leisten.
Hochwassertagung für Akteure
Wie die Kommunen und Kreise an der Lippe gemeinsam mit dem Lippeverband den Schutz der Anrainer und die Zusammenarbeit der Krisenstäbe im Hochwasserfall intensivieren können, besprachen die Beteiligten bereits in der vergangenen Woche bei einer Hochwassertagung. Zu der hatte der Lippeverband nach Recklinghausen eingeladen. Über 110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer hatten online oder vor Ort teilgenommen.
Lippeverband
Der Lippeverband ist ein öffentlich-rechtliches Wasserwirtschaftsunternehmen, das effizient Aufgaben für das Gemeinwohl mit modernen Managementmethoden nachhaltig erbringt und als Leitidee des eigenen Handelns das Genossenschaftsprinzip lebt. Seine Aufgaben sind in erster Linie die Abwasserentsorgung und -reinigung, Hochwasserschutz durch Deiche und Pumpwerke und die Gewässerunterhaltung und -entwicklung. Dazu gehört auch die ökologische Verbesserung technisch ausgebauter Nebenläufe. Darüber hinaus kümmert sich der Lippeverband in enger Abstimmung mit dem Land NRW um die Renaturierung der Lippe. Dem Lippeverband gehören zurzeit 155 Kommunen und Unternehmen als Mitglieder an, die mit ihren Beiträgen die Verbandsaufgaben finanzieren.
Weitere News und Artikel
27.03.2024
News
Sauberer Phosphor 2029: Eine Initiative zur nachhaltigen Ressourcennutzung
Das Umweltbundesamt (UBA) ist Teil der Initiative Sauberer Phosphor 2029, die darauf abzielt, eine sichere und ökologisch nachhaltige Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlamm und Klärschlammasche zu fördern.
25.03.2024
News
Update DE-21: Neue Inhalte im Online-Kurs "Grabenloser Leitungsbau"
Online Weiterbildung zum Thema Leitungsverlegung im Tiefbau: Der grabenlose Verbau unterirdischer Entwässerungssysteme kann eine ressourcenschonende, klimafreundliche, zeitsparende und kostengünstige Alternative zur offenen Bauweise sein. Der UNITRACC-E-Learning-Kurs wurde um einige fachliche und visuelle Elemente zum Kanal- und Rohrleitungsbau ergänzt.
22.03.2024
News
LWG startet Wissenstransfer mit Su Canal in Moldawien
Internationale Zusammenarbeit zur Schaffung einer zukunftsorientierten Wasserinfrastruktur
20.03.2024
News
Möhnetalsperre: Tieferlegung und Erneuerung der Rampenzufahrt zur Wameler Brücke
Ruhrverband kündigt umfangreiche Baumaßnahme für Spätsommer und Herbst 2024 an
18.03.2024
News
GF Piping Systems: neue Dimensionen für Transportwasserleitungen
Das MULTI/JOINT® 3000 Plus Portfolio hat sich als schnelle, sichere und einfach zu installierende Lösung für Wasser- und Gasleitungen etabliert, die kein Spezialwerkzeug erfordert. Nun erweitert GF Piping Systems die Flexibilität des Systems mit neuen Dimensionen bis DN1025.
15.03.2024
News
MC-Bauchemie gründet Gesellschaft in Tansania
Im Dezember 2023 hat die MC-Bauchemie Gruppe eine Gesellschaft in Daressalam, Tansania, gegründet. Die MC-Bauchemie Tanzania Limited wird von Henry Mulima geleitet und hat jetzt ihre Geschäftstätigkeit aufgenommen. Ziel ist es, in dem ostafrikanischen Land ein umfassendes Bauchemiegeschäft aufzubauen und …
11.03.2024
Fachartikel
Ohne Erdaufbruch am Morgenbruch
Dommel führte umfangreiche Sanierung mit verschiedenen Verfahren durch
11.03.2024
News
Herausforderungen der Kanalnetze im Zeitalter des Klimawandels
Der Klimawandel und die damit verbundenen Trockenperioden und Starkregenereignisse stellen die Kanalnetze vor große Herausforderungen. Die zu Beginn des Jahres vermehrt aufgetretenen Starkregenereignisse haben zu einer entsprechenden Belastung der Netze geführt.
08.03.2024
News
Die Wasserwirtschaft neu entdecken: ‘Wasser-allesklar’
Die Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall (DWA) hat eine neue Kampagne namens ‘Wasser-allesklar’ ins Leben gerufen, um das Image der Wasserwirtschaft zu verbessern und junge Menschen für die vielfältigen Berufsmöglichkeiten in dieser Branche zu begeistern.
06.03.2024
News
Überbetriebliche Fortbildung 2024
Seminare für die Gütesicherung Kanalbau RAL-GZ 961
04.03.2024
News
EWE und GASCADE bündeln Kräfte für den Aufbau der Wasserstoff-Infrastruktur
Mit dem Projekt „Flow – making hydrogen happen“ entsteht ein leistungsstarkes Pipeline-System für CO2-neutralen Wasserstoff, das von der Ostsee bis in den Südwesten Deutschlands verläuft.
Kontakt
Emschergenossenschaft Lippeverband
Anne-Kathrin Lappe
Pressesprecherin Lippeverband
Kronprinzenstraße 24
45128 Essen
Deutschland
Telefon:
0201 104 2114