Unterirdisch begehbare Leitungskanäle sind eine smarte Lösungsalternative im urbanen Raum
03.01.2022
Auf Fachkonferenz fand intensiver Erfahrungs- und Wissensaustausch statt
Im Rahmen des von der Deutschen Bundestiftung Umwelt (DBU) geförderten Projektes „Wissenstransfer für Kommunen und Versorgungsunternehmen zu unterirdischen begehbaren Leitungskanälen als langfristig umwelt- und ressourcenschonende Infrastrukturbauwerke im urbanen Raum” kamen rund 50 Teilnehmer zu einer Online-Fachkonferenz zusammen. Neben der Vermittlung von Fachinformationen und dem Austausch von Erfahrungen stand auch das Vorstellen der unterirdisch begehbaren Leitungskanäle als smarte Lösungsalternative bei der Bewältigung künftiger planerischer Aufgaben in Städten und Gemeinden auf dem Programm.
Es wurde insgesamt auf der Fachkonferenz herausgearbeitet, dass der unterirdische Leitungskanal vor dem Hintergrund des beengten städtischen Raums (Stichwort „Trassenbündelung“), der erforderlichen Flexibilität beim Austausch oder Ersatz von Medien aufgrund des technischen Fortschritts (Stichwort „Austausch-Flexibilität“) sowie der notwendigen Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit (Stichwort „Klimawandel“) eine „smarte“ Lösungsalternative bildet (siehe Bild-Leitungskanal als mögliche Alternative).
In seinem Geleitwort zur Konferenz ordnete Prof. Dr.-Ing. Bert Bosseler vom Institut für Unterirdische Infrastruktur (IKT) die unterirdisch begehbaren Leitungskanäle, die fester Bestandteil der urbanen Planung im fernöstlichen Raum und weltweit bei neu entstehenden Städten sind, als smarte Infrastruktur ein. Leitungskanäle unterstützen demnach die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen.
In drei parallellaufenden Break-out-Gruppen wurden sodann die Themenbereiche „Erfahrungsberichte“, „Wirtschaftlichkeit“ und „Fachliche Themen“ anhand von anschaulichen Praxisbeispielen und Erfahrungsberichten aus den Städten Jena, Speyer, Markkleeberg, Berlin oder Chemnitz vorgetragen und diskutiert. Es konnte der gewinnbringende“ Einsatz unterirdischer Leitungskanäle als eine ausgereifte und sichere Technologie untermauert werden. Gleichzeitig wurde aber auch der hohe Diskussionsbedarf bzgl. der unterschiedlichen Interessenslagen der verschiedenen Gruppen bei der Entscheidungsfindung deutlich.
Herr Bernd Heinemann von den Stadtwerken Jena Netze GmbH bilanzierte über 25 Jahre eine vorteilhafte Nutzung der Leitungskanäle für deren Nutzer und die Kommune sowie deren kontinuierliche Weiterentwicklung auf Basis der Facharbeit in der Interessengemeinschaft begehbare Versorgungskanäle (IBV). Zur Planung der Erweiterung eines bereits bestehenden Infrastruktursammelkanals auf dem (ehemaligen) Gelände des Flughafens Tegel referierte Dirk Günther von der Tegel Projekt GmbH Berlin. Durch anschauliche Darstellung der Randbedingungen, Lösungsansätze und Gründe für den Projektabbruch wurde das komplexe Wirkungsgefüge allen Beteiligten deutlich.
Auf die Problemfelder kommunaler Infrastruktur ging Herr Frank Dupré von der C.Dupré Bau GmbH & Co. KG ein. Zur Erschließung eines Wohngebietes in Speyer wurde ein Infrastrukturkanal als innovative Ortbetonlösung über eine spezielle Schalungsmaschine und ohne Betonstahlbewehrung errichtet. Schließlich resümierte der Oberbürgermeister der Stadt Markkleeberg Herr Karsten Schütze in einem Statement über die sehr guten 27 jährigen Erfahrungen und des Nutzens des Infrastrukturkanals im Gewerbegebiet Wachau. Die Bedeutung der aktiven Rolle der Kommune bei der Entscheidung und deren Umsetzung eines Leitungskanals wurden sehr deutlich.
Beim zweiten Themenbereich „Wirtschaftlichkeit“ konnte gezeigt werden, dass auf fundierten Methoden basierende Lebenszyklusrechnungen wesentlich zu einer Objektivierung der notwendigen Investitionsentscheidungen im Zusammenhang mit Leitungskanälen beitragen können. Herr Guido Wolf Reichert (BSL Management Support und Vorstand bei der Deutschen Gesellschaft für Systems Dynamics) referierte zur Methode System Dynamics als Basis zur Abbildung von technischen Systemen und im Besonderen von langlebigen Infrastrukturen.
Herr Dirk Rabe von der inetz GmbH Chemnitz erläuterte die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung für bestehende Versorgungskanäle in Chemnitz. Am Beispiel dreier Seitenkanäle wurde ein Wirtschaftlichkeitsvergleich mit der konventionellen Verlegung vorgestellt. Zur wirtschaftlichen Beurteilung über den Lebenszyklus von Leitungskanälen stellte Herr Terence Dürauer von der entellgenio verschiedene Szenarioberechnungen vor. An einem Beispiel konnte gezeigt werden wie eine Äquivalenz zwischen einer „Miete im Leitungskanal“ und einer „Investition in die konventionelle Verlegung“ hergestellt werden kann.
Beim dritten Themenbereich standen die baufachlichen Themen sowie die Standardisierung im Mittelpunkt. Den Stand der Überarbeitung des aktuellen Leitfadens zu Planung, Bau und Betrieb von Leitungskanälen im Rahmen eines Projektkreises der AGFW und der GSTT wurde durch Herrn Klaus-Peter Reim von der GIBA mbH vorgestellt. Die bisherige Dreiteilung, jedoch um wesentliche inhaltliche Schwerpunkte erweitert, wird beibehalten. Ein erster Entwurf liegt voraussichtlich Ende 2022 vor. Die speziellen Anforderungen zur Planung von begehbaren Dükern standen im Mittelpunkt des Referats von Herrn Günter Moll der Moll-prd GmbH & Co. KG. Die Grundlagen und wesentlichen Aspekte zur Entscheidungsfindung innerhalb der Planungsphasen wurden dargelegt. Moderne Techniken im Spezialtiefbau ermöglichen im Zieldreieck von Preis, Qualität und Risiko fast immer eine Lösung.
Einen guten Überblick über die Aufgaben zur Ertüchtigung, Instandsetzung und zum Neubau von Leitungskanälen auf Basis aktueller Erfahrungen gab Herr Sven Griebenow von der GIBA mbH anhand von aussagekräftigen Bildern.
In der Abschlussdiskussion wurde von den Teilnehmern Herrn Prof. Dr. Bert Bosseler (IKT), Frau Stefanie Nöthel (Niedersächsisches Ministerium für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz), Herrn Oberbürgermeister Karsten Schütze Oberbürgermeister (Stadt Markkleeberg), Herrn Bernd Heinemann (Stadtwerke Jena Netze) und Uwe Feige (Kommunalservice Jena) betont, dass bereits in der Langfristplanung und in Anbetracht künftiger Herausforderungen beim Energieträgerwandel und Ressourcenschutz unterirdische Leitungskanäle als Alternative für eine nachhaltige und moderne Siedlungs-Infrastruktur in Betracht zu ziehen sind. Zur Identifikation, wann ein begehbarer Leitungskanal eine alternative Lösungsvariante darstellt, könnten Checklisten eine gute Unterstützung sein.
2022 wird der Wissenstransfer zunächst schrittweise durch länderspezifische Workshops intensiviert. Für den 22. Juni 2022 ist unter dem Arbeitstitel „Unterirdische Leitungskanäle als Bestandteil smarter Infrastrukturen“ eine Abschlussveranstaltung für das jetzige Projekt geplant. Verschiedene Initiativen sollen dann gestartet werden.
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