Mehr Bauingenieurinnen am Bau
09.05.2022
Die Frauenquote bei Studierenden eines Bauingenieurstudiums hat sich innerhalb von zwei Jahrzehnten von 20 auf 30 % erhöht. Zudem sind mittlerweile 28 % der in Bauunternehmen beschäftigten Bauingenieure weiblich.
Im Durchschnitt der Branche (Bauhauptgewerbe) liegt der Frauenanteil allerdings nur bei nahezu konstanten 10 %. Gewerbliche Bauberufe sind für Frauen anscheinend weniger interessant.
Studierende
Die Studienfachrichtung Bauingenieurwesen erfreut sich seit Beginn des Bauaufschwungs 2006 zunehmender Attraktivität. Die Anzahl der Studierenden ist von ehemals 32.000 im Wintersemester (WS) 2007/08 um 92 % auf knapp 61.000 im WS 2020/21 gestiegen. Während die Zahl der männlichen Studierenden im gleichen Zeitraum um 75 % gestiegen ist, hat die der weiblichen um 145 % zugelegt.
Da auch der vorherige Rückgang in den (Krisen-)Jahren bei den weiblichen Studierenden niedriger ausfiel als bei den männlichen, ist die Frauenquote im Betrachtungszeitraum WS 1998/99 bis WS 2020/21 von 20 auf 30 % gestiegen. Damit ist das Interesse der weiblichen Schulabgänger an einem Bauingenieurstudium deutlich stärker ausgeprägt als z. B. an einem Maschinenbaustudium, hier waren im WS 2020/21 nur 12 % der Studierenden weiblich.
Das Interesse der Frauen scheint aber langsam nachzulassen: Zwar ist sowohl die Zahl der bestandenen Prüfungen von weiblichen Bauingenieurstudierenden von 1.240 im Gesamtjahr 1999 auf 3.240 im Jahr 2020 als auch deren Anteil an den gesamten bestandenen Prüfungen von 18 auf 32 % kontinuierlich gestiegen. Demgegenüber ist die Zahl der weiblichen Studienanfänger im ersten Fachsemester des Bauingenieurstudiums - nach einer Verdoppelung von 1998/99 bis 2015/16 auf 3.145 - vom WS 2016/2017 bis zum WS 2019/2020 wieder auf 2.770 gesunken. Ob der leichte Anstieg im WS 2020/2021 auf 2.910 nachhaltig ist, bleibt abzuwarten. Der Anstieg der Frauenquote bei sozialversicherungspflichtigen Bauingenieuren (s.u.) könnte damit bald zum Erliegen kommen.
Bauingenieure
Der Beruf des Bauingenieurs ist bei Frauen deutlich beliebter als die gewerblichen Bauberufe und hat sogar noch an Attraktivität gewonnen. Dabei fällt der Anteil allerdings je nach Schwerpunkt unterschiedlich hoch aus: Beim Rohrleitungsbau waren im Juni 2021 nur 12 % der beschäftigten Bauingenieure weiblich. Im Straßen- und Asphaltbau war es hingegen schon jeder vierte, im Hochbau ohne Schwerpunkt lag der Anteil sogar bei 31 %. Im Durchschnitt lag die Frauenquote bei Bauingenieuren bei 30 %, sieben Jahre zuvor lag der Anteil noch bei 26 %. Bei den Bauingenieuren, die überwiegend in Unternehmen tätig sind, lag der Anteil bei 28 % (2013: 24 %). Insgesamt waren von den 87.000 sozialversicherungspflichtig beschäftigten Bauingenieuren 26.500 weiblich, 54 % mehr als 2013.
Demgegenüber waren im Juni 2021 „nur“ 5.280 Bauingenieurinnen in der öffentlichen Verwaltung tätig. Dies waren zwar deutlich weniger als in der Privatwirtschaft, im Vergleich zu 2013 ist die Zahl aber um 82 % gestiegen. Demgegenüber hat die Zahl der männlichen Kollegen in der öffentlichen Verwaltung nur um 43 % zugelegt. Die Frauenquote liegt mittlerweile bei 46 % (2013: 40 %) und damit deutlich über der Quote in der Privatwirtschaft. Der Abstand könnte sogar noch größer werden, da zu erwarten ist, dass eine nicht unerhebliche Zahl weiblicher Bauingenieure im Laufe des Berufslebens in die öffentliche Verwaltung wechselt, da die Arbeitsbedingungen familienfreundlicher sind.
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