Markt für die Inhouse-Sanierung ist 47,5 Mio. Gebäude groß

27.02.2018

Teil 3: Wie sieht es eigentlich in Deutschland aus?

Die Sanierung von erdverlegten Abwasserleitungen mit dem Schlauchlining-Verfahren ist im Bereich der Grundstücksentwässerung in Deutschland seit Jahren bewährter Standard. Ein neues, sich aber bereits sehr dynamisch entwickelndes Geschäftsfeld für grabenlose Rohrsanierungsverfahren ist die Sanierung der Gebäudeentwässerung.

Vorbild ist Skandinavien. Dort ist die Sanierung von Abwasserleitungen innerhalb von Gebäuden ohne Stemm- und Aufbrucharbeiten (Inhouse-Sanierung) seit mehr als 10 Jahren etabliert. Die bisher gesammelten Erfahrungen aus Skandinavien – positiv wie negativ – können für die Entwicklung des nationalen Marktes in Deutschland herangezogen werden.

Der Inhouse-Markt in Deutschland ist 47,5 Mio. Gebäude groß!

Der Wissens- bzw. Kenntnisstand über den Zustand der Gebäudeentwässerung in Deutschland ist anders als der Zustand der öffentlichen Kanalisation und auch in Teilen der Grundstücksentwässerung weniger bekannt und statistisch nicht erfasst. Dies betrifft Informationen wie u.a. die Gesamtlänge aller Leitungen, die Materialverteilung, den baulichen Zustand sowie Schadensbilder und -häufigkeiten.

Eine der wenigen, aber belastbaren Kenngrößen ist die Gesamtanzahl an Gebäuden in Deutschland. Denn in Deutschland gibt es laut amtlicher Statistik etwa 47,5 Millionen Gebäude auf 20,5 Mio. Grundstücken. Die meisten Gebäude stehen demnach in NRW (8,7 Mio.) und in Bayern (8,1 Mio.). Kleine Gebäudebestände finden sich u.a. in den Stadtstaaten Berlin (0,6 Mio.), Hamburg (0,3 Mio.) und Bremen (0,2 Mio.). Die Statistik wurde im Jahr 2010 von GEObasis.nrw zentral für ganz Deutschland geführt und veröffentlicht. [1] Wenn davon ausgegangen wird, dass jedes Gebäude auch über eine Entwässerung verfügt, ist somit zumindest der Gesamtmarkt an Gebäuden für die Sanierung der Gebäudeentwässerung bekannt.

Länge, Material, baulicher Zustand und Schadenshäufigkeiten sind kaum bekannt…

Was die Gesamtlänge aller Abwasserleitungen im Gebäude angeht, sind belastbare Zahlen für Deutschland nicht bekannt. Erfahrungswerte zeigen, dass die Leitungen im Gebäude mindestens drei Mal länger als erdverlegte Grund- und Anschlussleitungen auf Grundstücken sind.

Dies würde bedeuten, dass in Deutschland mindestens drei Millionen Kilometer Abwasserleitungen innerhalb von Gebäuden verlegt sind. In Fachkreisen wird sogar von einer viel höheren Gesamtlänge ausgegangen, so dass demnach mit über 20 Millionen Kilometern für sämtliche Schmutz- und Regenwasserohre in der Gebäudeentwässerung zu rechnen ist.

Viele dieser Leitungsnetze starten mit einer Nennweite ab DN 50 (teilweise auch DN 40) und münden in Fallleitungen, die sehr häufig im Bereich von Ein- und Mehrfamilienhäusern in DN 100 bis DN 150 verlegt sind. Zudem sind in der Gebäudeentwässerung häufig Bögen bis zu 90° und Dimensionswechsel vorzufinden.

Bis in die 70er Jahre wurden für die Gebäudeentwässerung sehr häufig Guss- und teilweise auch Stahlrohre verwendet (u.a. Grauguss). Seitdem und heute überwiegend werden Abwasserleitungen innerhalb von Gebäuden mit sogenannten HT-Rohren aus Kunststoffen und in einigen Bereichen, wie z.B. in Parkhäusern oder in Bürokomplexen, auch aus Guss verlegt. In den 60ern und 70ern sowie teilweise in den 80er Jahren wurden zudem Rohre aus asbesthaltigem und asbestfreiem Faserzement in der Gebäudeentwässerung eingesetzt.

Über den baulichen Zustand, Schäden und Schadensquoten ist wenig bekannt. Grundsätzlich ist davon auszugehen, dass beim Bau der Gebäudeentwässerung deutlich mehr Wert auf die Qualität der Bauausführung als bei erdverlegten Grund- und Anschlussleitungen gelegt wurde. Schließlich werden Schäden im Gebäude in Form von Undichtigkeiten, Feuchtigkeit, Schimmel und Geruchsbelästigung grundsätzlich sehr schnell erkannt, wohingegen Schäden im erdverlegten Bereich über Jahre und teilweise Jahrzehnte unentdeckt bleiben.

Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass sich die Schadensursachen im Bereich der Gebäudeentwässerung auch überwiegend auf Alterungs- und Abnutzungsprozesse beschränken, zumal im Gegensatz zum erdverlegten Bereich in der Regel keine Erd-, Verkehrs- und Grundwasserlasten auftreten.

Aus dem Handwerk ist zu vernehmen, dass sich die bekannten Schadensbilder bei älteren Rohren aus Guss oder Stahl insbesondere auf Korrosion, Risse, Inkrustationen und zum Teil undichte Rohrverbindungen konzentrieren. Über Kunststoffrohre der ersten Generation, die etwa seit Ende der 60er Jahre eingesetzt wurden, wird berichtet, dass diese teilweise spröde sind.

Von vielen Faserzementleitungen ist bekannt, dass diese heutzutage häufig Schäden in Form von Undichtigkeiten, z.B. durch Risse und schadhafte Rohrverbindungen, aufweisen. Zudem sind einige Fälle bekannt, in denen bei neuverlegten Abwasserrohren innerhalb von Gebäuden nach kurzer Betriebszeit Mängel festgestellt wurden (schadhafte Dichtungen).

Grundsätzlich sind nach derzeitigem Kenntnisstand belastbare Aussagen über Schadensquoten und -verteilung unterteilt nach Baujahren und Materialien aufgrund fehlender Statistiken kaum möglich. In diesem Zusammenhang ist aber zu beachten, dass in vielen Abwasserleitungsnetzen eine übliche Betriebsdauer von mehr als 50 Jahren heute (weit) überschritten ist.

Hochbau, TGA, Sanitärgewerk oder Tiefbau und Kanalsanierung?

Der Bereich der Gebäudeentwässerung wird in Deutschland fachlich und technisch in der Regel von TGA-Fachplanern, Architekten, Hochbau-Ingenieuren und dem Sanitärhandwerk betreut. Diese betrifft auch die Sanierung von schadhaften Rohren und Leitungsnetzen. Die Sanierung erfolgt derzeit in den allermeisten Fällen in traditioneller Bauweise, d.h. die alten schadhaften Rohre werden durch neue Rohre ausgetauscht bzw. ersetzt.

Diese Arbeiten sind häufig sehr aufwendig und gehen in vielen Fällen mit Stemm- und Aufbrucharbeiten einher. Die größten Nachteile bei der traditionellen Bauweise zur Sanierung der Gebäudeentwässerung sind:

  • Häufig sehr hoher Aufwand

  • Bauzeiten von teilweise mehreren Wochen

  • Hohe Kosten

  • Staubbelästigung während und nach den Arbeiten

  • Lärmbelästigung während den Arbeiten

  • Einschränkung der Wohnqualität während den Arbeiten

  • Mietausfälle

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach Alternativen zur traditionellen Bauweise. Die Möglich-keiten zur grabenlosen Sanierung von Entwässerungssystemen innerhalb von Gebäuden sind TGA-Fachplanern, Architekten, Hochbau-Ingenieuren und dem Sanitärhandwerk wenig bekannt und von letztgenannten auch teilweise kaum anerkannt.

Hingegen sind die Techniken für die grabenlose Sanierung von Entwässerungssystemen in den Fachbereichen Tiefbau, Rohrreinigung und Kanalsanierung seit über 20 Jahren bestens bekannt und etabliert. Diese genannten Fachbereiche konzentrieren sich in Deutschland allerdings bisher auf die Sanierung der öffentlichen Kanalisation und der Grundstücksentwässerung (erdverlegte Grund- und Anschlussleitungen) und weniger auf die Gebäudeentwässerung.

Innensanierung statt Neuverlegung: BRAWOLINER® HT und Spray-Liner®

Für die Sanierung von Abwasserleitungen innerhalb von Gebäuden ohne Stemm- und Aufbrucharbeiten stehen bereits seit vielen Jahren Alternativen zur traditionellen Bauweise am Markt zur Verfügung. Dies betrifft Schlauchlining-Verfahren und Sprühverfahren, die vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) speziell für den Anwendungsfall Sanierung der Gebäudeentwässerung zugelassen sind. Zwei dieser bauaufsichtlich zugelassenen Verfahren sind BRAWOLINER® HT und Spray-Liner®.

Das Sanierungssystem BRAWOLINER® HT wurde für die Sanierung von Haus- und Industrieleitungen innerhalb von Gebäuden im Nennweitenbereich DN 50 bis DN 250 entwickelt. Die Sanierungslösung ist für alle Rohrmaterialien geeignet und über 50 Jahre haltbar. Bei der Sanierung wird ein nahtloser Textilschlauch mit einer nahtlosen Folienbeschichtung mit Epoxidharz getränkt und anschließend mittels Luftdruck in das defekte Rohr eingebracht. Nach der Aushärtung des Harzes ist ein komplett neues Rohr im Altrohr entstanden.

Alle bestehenden und auch potenziellen Schäden werden somit beseitigt. Seine Schlingenkonstruktion macht den Textilschlauch extrem flexibel und ermöglicht den Einsatz bei Rohren mit Bögen bis zu 90° und bis zu zwei Dimensionsänderungen (BRAWOLINER® HT 3D). Das BRAWOLINER® HT-Verfahren hat bereits seit dem Jahr 2013 eine DIBt-Zulassung für die Sanierung von Abwasserleitungen innerhalb von Gebäuden, bietet eine Wärmeformbeständigkeit von über 93 °C und erreicht die Baustoffklasse B2 (Brandschutz).

Das Spray-Liner®-Verfahren wurde ebenfalls speziell für die Sanierung von Abwasserleitungen innerhalb von Gebäuden entwickelt. Kern des Spray-Liner®-Verfahrens ist ein geruchsarmes 2K-Epoxidharz, das von innen auf fehlerhafte Rohrabschnitte gesprüht wird und eine formschlüssige Verbindung mit dem Rohrmaterial eingeht. Die Technik ist für Rohrdurchmesser ab 34 mm ausgelegt. Für die Sanierung werden vorhandene Zugangspunkte, beispielsweise Sanitäranschlüsse, genutzt.

Das Spray-Liner®-Verfahren ist für Rohre aus allen gängigen Werkstoffen geeignet. Gängige Schadensbilder, wie mechanischer Verschleiß, Korrosion, kleine Radial- und Längsrisse sowie Undichtigkeiten an Verbindungsstellen, werden damit saniert. Beim Sanierungsvorgang wird ein Sprühkopf in die Abwasserleitung eingeführt, wo er durch eine Rotationsbewegung flüssiges Epoxidharz an die Rohrinnenwand schleudert. Durch eine mitgeführte Kamera wird der Auskleidungsvorgang kontrolliert. Das Spray-Liner®-Verfahren verfügt seit dem Jahr 2016 über eine DIBt-Zulassung für den Einsatz in der Gebäudeentwässerung.

Was wir aus Skandinavien lernen können…

Die derzeitige Situation in Deutschland erinnert sehr stark an die Situation in Skandinavien vor etwa 10 Jahren: Sanierungen finden häufig erst nach dem Schadenseintritt statt. Die Schäden werden in der Regel dann auch nur lokal behoben anstatt die Leitungsnetze proaktiv komplett zu sanieren. Der Gebäudebestand wird älter und älter und die Entwässerungssysteme wurden über Jahre und Jahrzehnte kaum beachtet. Immer häufiger treten Schäden auf und der Sanierungsbedarf wächst jeden Tag.

Die Möglichkeiten bzw. Alternativen zur ganzheitlichen Abwasserrohrsanierung ohne Stemm- und Aufbrucharbeiten innerhalb von Gebäuden sind vielen Immobilienbesitzern, Wohnungsgesellschaften, TGA-Fachplanern, Architekten und Hochbau-Ingenieuren kaum bekannt. Das Sanitärgewerk ist zudem an diesen neuartigen Techniken nur beschränkt interessiert.

So in etwa war die Situation auch in Skandinavien zu Beginn der 2000er. Ein Pionier im Rahmen der Marktentwicklung der Inhouse-Sanierung ohne Stemm- und Aufbrucharbeiten in den nordeuropäischen Ländern ist die Fa. Picote aus Porvoo in Finnland. Einige der gesammelten Erfahrungen der Firma Picote bei der Marktentwicklung und bei der Umsetzung der Sanierung der Gebäudeentwässerung sind nachfolgend zusammengefasst. [2]

Mit Einführung der ersten Verfahren zur Sanierung von Abwasserleitungen innerhalb von Gebäuden ohne Stemm- und Aufbrucharbeiten zu Beginn der 2000er Jahre entwickelte sich der Markt in Skandinavien rasant.

Ein wesentlicher Schritt zum Aufbau des Marktes bzw. zur Marktentwicklung war, die entscheidenden Akteure am Markt auf die Möglichkeiten der Sanierung von Gebäudeentwässerungsleitungen ohne Stemm- und Aufbrucharbeiten aufmerksam zu machen. Dies betrifft insbesondere die Immobilienwirtschaft, Wohnungsunternehmen, Eigentümergesellschaften, Privateigentümer sowie auch Architekten und Ingenieure aus den Bereichen Hochbau und TGA. Hierzu wurden anfangs insbesondere viele Fachmessen besucht, um entsprechende Aufklärungsarbeit zu leisten.

Darüber hinaus wurde Kaltakquise und Öffentlichkeitsarbeit z.B. mit Artikeln in Fachzeitschriften betrieben. Ein akzeptanzförderndes Argument, welches sehr häufig herangezogen wurde und wird, sind die Vorteile der geschlossenen Sanierung im Vergleich zur traditionellen Bauweise mit Stemm- und Aufbrucharbeiten.

Darüber hinaus wurde der Markt zur Inhouse-Sanierung in Finnland durch eine Gesetzesinitiative der finnischen Regierung im Jahr 2010 kräftig angekurbelt. Während der Markt für die grabenlose Sanierung von Abwasserleitungen innerhalb von Gebäuden Anfang der 2000er Jahre quasi bei 0 Euro lag, wird der derzeitige Markt in Finnland von den Marktteilnehmern auf über 120 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2017 und über 1.000 Arbeitnehmern in mehr als 80 Unternehmen in diesem Bereich geschätzt.

Die grabenlosen Sanierung der Gebäudeentwässerung ist heute in Skandinavien ein absolutes Standardgeschäft. Größere Handwerkerfirmen sanieren mehr als 20 Kilometer Gebäudeentwässerungsleitungen im Jahr in verschiedenen Gebäuden.

Verschiedene Gründe haben zur schnellen Entwicklung des Marktes bis heute beigetragen:

  1. Marktwachstum. Eine Vielzahl der Gebäude einschließlich der Entwässerungssysteme haben die übliche Betriebsdauer überschritten und müssen saniert werden. Der Markt wächst weiterhin an.

  2. Proaktive Sanierung durch Eigentümergemeinschaften und Wohnungsgesellschaften. In Finnland ist es übliche Praxis, dass Schäden nicht nur nach der Feuerwehrstrategie lokal repariert, sondern grundsätzlich die gesamten Leitungsnetze proaktiv saniert werden. Somit wird die Nutzungsdauer der Netze verlängert. Der Einsatzbereich des Schlauchlining-Verfahrens zwischen DN 50 und DN 250 ermöglicht grundsätzlich die Sanierung sämtlicher Leitungen, so dass die technische Umsetzbarkeit der Sanierung gegeben ist. Leitungsnetze werden entweder nach Ablauf einer üblichen Betriebsdauer von etwa 50 Jahren und mehr proaktiv oder nach Feststellung erster Schäden dann komplett saniert. Organisatorisch wirkt sich positiv aus, dass in Skandinavien die Eigentümergemeinschaften und Wohnungsgesellschaften für die Sanierung sämtlicher Entwässerungsleitungen im Gebäude und nicht nur für das Gemeinschaftseigentum verantwortlich sind.

  3. Marktbedarf nach qualitativ hochwertigen Alternativen zur traditionellen Bauweise. Mit wachsenden Märkten steigt ebenfalls der Bedarf an qualitativ hochwertigen technischen Sanierungslösungen. Zudem informierten und schulten ausführende Unternehmen, Gebäudemanager und Ingenieure gemeinsam Immobilienbesitzer und überzeugten diese von den Vorteilen der Sanierung ohne Stemm- und Aufbrucharbeiten.

  4. Innovationen von Herstellern und ausführenden Unternehmen. Neben der Technik zur Sanierung von horizontalen und vertikalen Leitungen ab DN 50 war ein weiterer Meilenstein in der technischen Entwicklung die Einführung von Geräten und Maschinen zur Öffnung von Anschlüssen, Abzweigen und Zuläufen (z.B. BRAWO® VortexCutter).

  5. Wettbewerb. Ein wichtiger Treiber für die Marktentwicklung und das Marktwachstum ist der stetige Wettbewerb verschiedener Firmen und Hersteller. Gemeinsam wurde das Thema vermarktet und bekannt gemacht. Auch werden aufgrund des Wettbewerbs immer weitere Lösungen und Werkzeuge entwickelt, die den Markt weiter voranbringen.

Im Zuge der Marktentwicklung waren eine Vielzahl an Herausforderungen zu meistern, die immer wieder auf Baustellen vorzufinden waren. In Tabelle 1 sind potentielle Herausforderungen und Lösungsansätze aus Skandinavien bezüglich der Inhouse-Sanierung zusammengefasst.

Tab. 1: Potentielle Herausforderungen und Lösungsansätze in der Inhouse-Sanierung

Herausforderungen der Inhouse-Sanierung Lösungsansätze
Kanalreinigung von Altrohren in schlechtem Zustand Schonende Kanalreinigung z.B. mit Schleifpanels oder Vakuumreinigung
Öffnen von Zuläufen und Abzweigen durch Leitun-gen mit wechselnden Durchmessern (DN) Mit dem BRAWO® VortexCutter können auch Zuläufe und Abzweige durch Leitungen mit wechselnden DN (z.B. DN 50 auf 100) auch durch 90°Bögen am Lei-tungsanfang und 45°Bögen am Leitungsende geöffnet werden
Fräsroboter zum Öffnen von Zuläufen und Abzwei-gen richtig positionieren Verwendung einer TV-Inspektionskamera in der Nähe vom Fräskopf; Training und Schulung des ausführen-den Personals in der Versuchshalle an Probeobjekten
Entwässerungspläne weichen von der tatsächlichen Leitungsführung ab Erfahrungswerte durch verschiedene Projekte und Ver-gleichsobjekte sammeln
Leitungsdurchmesser DN 50 und kleiner Qualitativ hochwertigen Liner verwenden, der in Bögen keine nennenswerten Falten wirft
Harzreste und Überschussharz in der Leitung Schleif- und Fräsroboter verwenden, um das Material zu entfernen
Schlauchlining bei Temperaturen unter 0°C Heizgeräte und Heizdecken verwenden; im Winter Fall-leitungen von unten nach oben sanieren

 

Ausblick: Der deutsche Markt im Jahr 2025…

Wie sich der deutsche Markt bis 2025 entwickelt, ist natürlich nicht genau vorherzusagen. Dennoch können insbesondere mit Blick auf Skandinavien einige Indikatoren und Herausforderungen herangezogen bzw. betrachtet werden, die auf den nationalen Markt übertragen werden können.

Einer der ersten wichtigen Schritte ist, die Möglichkeiten der schonenden Innensanierung von Abwasserleitungen innerhalb von Gebäuden Immobilienbesitzern und -gesellschaften, der Industrie, Architekten und TGA-Fachplanern aufzuzeigen. Diesen Gruppen sind die heute verfügbaren technischen Möglichkeiten kaum bekannt.

Wie in Skandinavien vor etwa 10 Jahren ist es auch in Deutschland wichtig, eine entsprechende Öffentlichkeitsarbeit z.B. bei Immobilienmessen und in Immobilien- und anderen Fachzeitschriften zu forcieren. In Skandinavien werden die Entwässerungssysteme standardmäßig in bewohnten Wohnräumen saniert. Je nach Größe der Baumaßnahme, werden die Entwässerungsgegenstände dabei für einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen außer Betrieb genommen. Die Bewohner haben die Wahl: Entweder verlassen sie für diesen Zeitraum ihre Wohnungen und ziehen zu Verwandten oder Bekannten oder bleiben während der Bauzeit in der Wohnung.

Während der Bauzeit werden den Bewohnern Camping-Toiletten in der Wohnung zur Verfügung gestellt. Zudem wird nach Möglichkeit eine Toilette im Keller in Betrieb gehalten. Da in der eigenen Wohnung ein eigenes Bett, ein eigener Fernseher und eine Heizung weiterhin zur Verfügung stehen, entscheiden sich die meisten Bewohner für den Verbleib in der Wohnung. Üblich ist dabei, dass beim Verlassen der Wohnung am Morgen der Wohnungsschlüssel an die Handwerker abgegeben und nach Rückkehr wieder eingesammelt wird. In der Zwischenzeit ist es für die ausführenden Unternehmen möglich, die Arbeiten zu vollrichten.

Dieses Vorgehen wird in Skandinavien von den Bewohnern mittlerweile zu 100 % akzeptiert. In Deutschland muss hierfür noch eine Menge Überzeugungsarbeit geleistet werden. Wichtig in diesem Zusammenhang ist darüber hinaus, dass die Mitarbeiter der ausführenden Unternehmen einen sehr höflichen Umgang mit den Bewohnern an den Tag legen, da die Arbeiten in bewohnten Räumen sehr sensibel sein können.

Eine weitere Herausforderung ist, nationale Immobilienbesitzer von einer proaktiven Sanierung zu überzeugen. Hierzu ist eine Abkehr von der bisherigen Feuerwehrstrategie notwendig. Wie die elektrische Haustechnik in Deutschland, sollten Abwasserleitungsnetze innerhalb von Gebäuden in festen Zeitintervallen – nach Ablauf einer betriebsüblichen Nutzungsdauer – vollständig renoviert werden, um spätere und teure Folgeschäden zu vermeiden.

Die Vorteile der proaktiven Sanierung sind Immobilienbesitzern entsprechend zu vermitteln. In diesem Punkt ist ebenfalls noch eine Menge Überzeugungsarbeit zu leisten. Es fehlen derzeit zudem noch belastbare Richtwerte für übliche Betriebs-, Nutzungs- oder Abschreibungsdauern von Gebäudeentwässerungsanlagen.

Weiterhin sind in Deutschland die bisherigen Akteure im Handwerk für neue Märkte und Aufgaben zu gewinnen. Dem Sanitärgewerk sind die Möglichkeiten und Vorteile der grabenlosen Rohrsanierung schmackhaft zu machen. In diesem Punkt ist es mindestens genauso wichtig, Immobiliengesellschaften und Fachingenieure über die Techniken zu informieren.

Dem Tiefbau und den klassischen Kanalsanierern sind die Chancen aufzuzeigen, die sich im Bereich der Gebäudeentwässerung ergeben können. Das Sanitärgewerk hat grundsätzlich den Vorteil, dass viele dieser Unternehmen bereits große Immobilieneigentümer als Kunden haben und sie somit bereits im Markt der Gebäudeentwässerung gut vernetzt sind.

In Skandinavien wurde die Entwässerung insbesondere in Wohnblocks und bei Ein- und Mehrfamilienhäusern sehr oft nach einem bestimmten Standard gebaut. Die ausführenden Firmen haben in den letzten 10 Jahren dadurch viel Erfahrung aufbauen können und viele Sanierungen laufen mittlerweile standardisiert ab. Zum Beispiel wird in Skandinavien häufig auf eine Inspektion der Leitungsnetze vor Kalkulation und Angebotsabgabe verzichtet. Lagepläne und eine Ortsbegehung reichen hierfür aus. Doppelarbeit wird so vermeiden, da eine Inspektion unmittelbar vor der Sanierung sowieso erfolgt.

Zumindest bei Neueinsteigern in das Thema wird diese Vorgehensweise am Anfang kaum möglich sein. Auch ist die Technik auf die nationale Bauweise der Gebäudeentwässerung anzupassen. Inwieweit die baulichen und technischen Randbedingungen, wie sie in Skandinavien vorzufinden sind, in Deutschland zutreffen, ist derzeit noch offen. Mit wachsendem Markt ist aber auch in Deutschland mit der technischen Weiterentwicklung von Produkten und Maschinen zu rechnen, was bereits in Skandinavien in den letzten 10 Jahren zu beobachten war.

Im Bereich der Regelwerksarbeit besteht in Deutschland enormer Nachholbedarf, was den Bereich der Sanierung der Gebäudeentwässerung betrifft. Dies gilt im Übrigen auch für die Sanierung der Grundstücksentwässerung. Die nationale Normreihe DIN 1986 enthält umfangreiche normative Standards für die Planung, den Bau, die Wartung und die Instandhaltung von Entwässerungssystemen auf Grundstücken und innerhalb von Gebäuden. Die Sanierung hingegen wird lediglich in der DIN 1986-30 auf einer knappen Seite grob umschrieben. Dabei ist heutzutage insbesondere dieser Bereich in Bezug auf Relevanz und Marktvolumen von sehr großer Bedeutung.

Die derzeitigen Herausforderungen am nationalen Markt waren in Skandinavien gleichermaßen vorhanden. Technische und organisatorische Probleme wurden gelöst und die Sanierung der Gebäudeentwässerung ohne Stemm- und Aufbrucharbeiten als Standard etabliert. Vor diesem Hintergrund sollten die Herausforderungen bei der Entwicklung des Marktes in Deutschland nicht als unlösbare Hürde angesehen werden.

Grundsätzlich ist in Deutschland und perspektivisch auch EU-weit mit einem wachsenden Markt in der Sanierung der Gebäudeentwässerung ohne Stemm- und Aufbrucharbeiten zu rechnen.

[1] infodienst Grundstück und Wasser (2010): Markt für Grundstücksentwässerung ist 47,5 Millionen Gebäude groß. Herausgeber: IKT – Institut für Unterirdische Infrastruktur. September 2010.

[2] Wilkinson, K.; Sorvisto, J.; Virtanen, R. (2013): Renovating small diameter drains inside buildings in finland: challenging European and international practices. International No-Dig 2013 31st International Conference and Exhibition; Sydney, Australia, 1-4 September 2013.

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