Land bietet Kommunen finanzielle Unterstützung bei der Kanalsanierung

04.11.2004

Rund 15 Prozent der nordrhein-westfälischen Abwasserkanäle ? das sind 12.000 der 87.500 Kilometer Kanalnetz ? sind sanierungsbedürftig. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Unterirdische Infrastruktur (IKT) im Auftrag des NRW-Umweltministeriums. Zuständig für Wartung und Betrieb des Kanalnetzes sind die 396 Städte und Gemeinden in NRW sowie die elf Wasserverbände.

Umweltministerin Bärbel Höhn: "Undichte Kanalisationssysteme führen zu erheblichen Belastungen der Umwelt, da das Abwasser direkt in den Boden läuft und so das Grundwasser verunreinigt. Gleichzeitig gelangt Grundwasser in die Kanäle und führt zu erhöhten Belastungen der Kläranlagen und Regenbecken und damit zu unzulässigen Belastungen der Oberflächengewässer. Deswegen unterstützt das Land die Kommunen und Verbände, indem es ihnen im Rahmen der 'Initiative ökologische und nachhaltige Wasserwirtschaft' zinsgünstige Kredite aus der Abwasserabgabe anbietet."

Ein Großteil der Schäden ist schlicht auf das Alter der Kanäle zurückzuführen, die teilweise noch aus der Vorkriegszeit stammen. Auch Kanäle, die Anfang der 60er Jahre verlegt wurden, entsprechen nicht mehr dem heutigen Standard. Um eine regelmäßige Wartung des Kanalnetzes sicherzustellen, trat bereits 1996 die "Selbstüberwachungsverordnung Kanal" in Kraft. Sie schreibt keine landeseinheitliche starre Überwachung vor, sondern verpflichtet die Betreiber dazu, individuelle Regelungen aufzustellen, die die besonderen örtlichen Gegebenheiten der Kanalisationsnetze berücksichtigt. Dazu gehören unter anderem das Alter des Netzes, die Beschaffenheit des Bodens sowie die Art der Abwässer.

In Nordrhein-Westfalen sind 96 Prozent der 18 Millionen Einwohner an vollbiologische Kläranlagen angeschlossen, der Rest an Kleinkläranlagen. Das Kanalnetz umfasst 87.500 km öffentliche und circa 170.000 km private Kanäle. Die geplanten jährlichen Investitionen der Wasserwirtschaftsverbände in NRW belaufen sich auf insgesamt rund 420 Millionen Euro, die der kommunalen Netzbetreiber auf etwa eine Milliarde Euro, davon rund die Hälfte für die Sanierung der Kanäle. Die Beseitigung der im Rahmen der Studie festgestellten Schäden wird rund zehn Jahre dauern und über diesen Zeitraum sechs bis acht Milliarden Euro kosten.

Im privaten Bereich ist der Schadensbestand noch größer: Schätzungsweise 70 Prozent der Hausanschlüsse sind sanierungsbedürftig, bei zehn Prozent der schadhaften Abwasserrohre ist die Standfestigkeit gefährdet. Diese Zahlen belegen einen erheblichen Sanierungsbedarf, aber auch ein großes Bau- und Beschäftigungspotenzial. Das Umweltministerium hat deshalb in Zusammenarbeit mit dem Bauministerium verschiedene Pilotvorhaben in unterschiedlichen Gemeinden durchgeführt, um Techniken und Organisationsstrukturen zu entwickeln, wie Hausanschlüsse möglichst preisgünstig erfolgreich saniert werden können. Ein großes Vorhaben wird im Augenblick in Köln durchgeführt, dort werden für einen Ortsteil mit 550 Grundstücken die öffentlichen und privaten Kanäle gleichzeitig saniert.

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