Kanalgipfel 2025: Stand der Kanalsanierung in Deutschland – Eine kritische Betrachtung

12.05.2025

Die Entwässerungssysteme unserer Städte sind ein wesentlicher Bestandteil des kommunalen Anlagevermögens. Die große Zukunftsaufgabe, vor der viele Kommunen stehen, besteht in einer fundierten technischen und wirtschaftlichen Bewertung dieser langlebigen Anlagen. Der Kanalgipfel bietet eine Hilfestellung für eine detaillierte und konsistente Wertermittlung unserer Entwässerungssysteme sowie für deren Werterhalt. Herr Sebastian Beck berichtet im September in Erfurt über den Stand der Kanalsanierung in Deutschland und gibt eine kritische Betrachtung.

Seit 1984 / 1985 veröffentlich die DWA in regelmäßigen Abständen Umfrageergebnisse zum Zustand der Kanalisationen in Deutschland [1]. Die Umfragen bieten für Kanalnetzbetreiber eine gute Orien-tierung für die eigene Standortbestimmung. Letztmalig wurden die Umfrageergebnisse im Jahr 2020 veröffentlicht. Im Ergebnis zeigt sich u.a., dass nach wie vor ein signifikanter Anteil der deutschen Kanalisationen einen kurz- bis mittelfristigen sanierungsbedarf aufzeigen.

Aus Sicht des Autors stellt sich nach der mittlerweile 8. Veröffentlichung der Umfrageergebnisse die Frage, welche Schlussfolgerungen sich für Kanalnetzbetreiber hieraus ergeben und welche Maß-nahmen zu ergreifen sind, um den bisher (offensichtlich) eher dürftigen Zustand der Kanalnetze endlich auch nachhaltig zu verbessern.

So werden in den nächsten Jahren erhebliche Investitionen notwendig sein. Der VKU hat beziffert für die Abwasserentsorgung in einer aktuellen Veröffentlichung das Investitionsvolumen in Deutschland derzeit mit etwa 6 bis 7 Milliarden Euro jährlich. Um die Abwasserinfrastruktur in den nächsten 20 Jahren nachhaltig instandzuhalten wird ein zusätzlicher Investitionsbedarf von etwa 20 Milliarden Euro jährlich erforderlich. [2]

Die aktuellen Investitionen erheblich zu steigern, wird für viele Kanalnetzbetreiber eine große Herausforderung. Auf der einen Seite ist der Sanierungsbedarf laut Statistik weiterhin enorm. Auf der anderen Seite sind Abwassergebühren stabil zu halten und eine Steigerung der Sanierungen scheint insbesondere durch den immer realer werdenden Fachkräftemangel kaum möglich. Daher ist es nicht nur wichtig, die bestehenden Investitionen zu steigern, sondern diese auch richtig einzusetzen. Kanalnetzbetreiber sind gefragt, entsprechende Konzepte und Strategien zu erarbeiten. Effizienzsteigerungen, schlankere Planungs- und Vergabeprozesse, schnellere Genehmigungs-verfahren und insgesamt ein Bürokratieabbau sind erforderlich. Sinnvolle und kreative Lösungen sind gefragt. Ein „weiter so“ kann und sollte es nicht geben!

[1] Umfragen zur Zustand der Kanalisationen in Deutschland, siehe www.dwa.de.

[2]https://www.vku.de/fileadmin/user_upload/Verbandsseite/Landingpages/Wassergutachten/Positionspapier/VKU_Positionspapier_Infrastruktur_RZ.pdf.

 

Herr Sebastian Beck absolvierte seinen Abschluss als Diplom-Ingenieur, Bauingenieurwesen, 2007 an Ruhr-Universität in Bochum. Nach seinem Studium war er im kommunalen Bereich, in der Industrie sowie als wissenschaftlicher Mitarbeiter beschäftigt. Seit 2020 ist er bei der Wirtschaftsbetriebe Duisburg – AöR angestellt. Bis zum 30.06.2025 war er als Geschäftsbereichsleiter und Prokurist für die Stadtentwässerung zuständig. Seit dem 1.7.2025 ist er als Vorstand der Wirtschaftsbetriebe Duisburg – AöR insbesondere für die Geschäftsbereiche der kommunalen Infrastruktur bestellt.

Erfahren Sie mehr zu diesem Thema auf dem Kanalgipfel 2025 im September in Erfurt!