Fachleute im Dialog - Gütegemeinschaft Kanalbau setzt Erfahrungsaustausche fort
09.02.2016
Die Gütegemeinschaft bietet regelmäßige Erfahrungsaustausche zur Vergabepraxis und Bauausführung für Fachleute aus Entwässerungsbetrieben, Ingenieurbüros sowie Bauunternehmen mit RAL-Gütezeichen Kanalbau an. Einerseits ist die Veranstaltungsreihe ein Diskussionsforum für die stetige Weiterentwicklung der Gütesicherung im Sinne der Mitglieder, andererseits eine Plattform für den kontinuierlichen Austausch der Beteiligten Baupartner zum Thema Qualität und Qualifikation.
2016 wird die Veranstaltungsreihe der Erfahrungsaustausche in den Bundesländern fortgesetzt. Die Start-Veranstaltung wird für die Auftraggeber und Auftragnehmer in Brandenburg und Berlin am 10. Februar in Dahlewitz stattfinden. Am 18. Februar treffen sich bayerische Auftraggeber und Auftragnehmer in Bamberg. Unmittelbar danach folgen die Veranstaltungen in Mülheim an der Ruhr (Nordrhein-Westfalen) und Hannover (Niedersachsen). Die Erfahrungsaustausche in den übrigen Bundesländern werden ab Oktober 2016 angeboten (Termine siehe www.kanalbau.com).
„Die aus dem Austausch zwischen Auftraggebern, Planern und Auftragnehmern zum Thema Qualität und Qualifikation im Kanalbau gewonnenen Erfahrungen lassen sich gut in den Alltag einbringen“, diese Rückmeldungen haben Dipl.-Ing. Sven Fandrich und Dipl.-Ing. Dieter Walter von den Teilnehmern der zurückliegenden Veranstaltungen bekommen. Die fachliche Kompetenz der Prüfingenieure und ihre aus der täglichen Prüftätigkeit gewonnenen Erfahrungen stellen die Grundlage für die Veranstaltungsreihe dar. Ziel der Veranstaltung ist es, die wichtigsten qualitätsrelevanten Aspekte bei Planung, Ausschreibung, Bauüberwachung und Ausführung aus der Perspektive der Auftraggeber, Ingenieurbüros und Auftragnehmer zu beleuchten.
Regelungen in Europa
Zu den Themen gehört auch die Prüfung der Fachkunde und Gütesicherung der Ausführung. Dr.-Ing. Marco Künster, der Geschäftsführer der Gütegemeinschaft Kanalbau, eröffnet den Erfahrungsaustausch mit einem Beitrag über die „Prüfung der Fachkunde ausführender Unternehmen nach europäischen Regeln“. „Hier werden Auftraggeber in diesem Jahr noch mit neuen Regelungen konfrontiert“, erläutert Künster zum Hintergrund seines Vortrages. Denn das europäische Vergaberecht ist durch Beschluss und Veröffentlichung von neuen Richtlinien modernisiert worden, unter anderem die Richtlinie über die öffentliche Auftragsvergabe (RL 2014/24/EU). „Da diese innerhalb von zwei Jahren in nationales Recht umgesetzt werden muss, werden bis spätestens 18.04.2016 entsprechende Änderungen im Vergaberecht maßgebend“, so Künster, der insbesondere aufzeigen möchte, wie das Thema Eignungsprüfung hierin verankert sein wird.
Erwartungen hinterfragen
Die Gütesicherung richtet sich seit ihrer Einführung insbesondere auf die Leistungen der ausführenden Unternehmen. Seit einigen Jahren wird die Gütesicherung auch für Leistungen der Ausschreibung und Bauüberwachung angeboten. Mit Fokus auf diesem Teil der Qualitätssicherung steigen die Prüfingenieure in die Diskussion ein: Welche Voraussetzungen muss der Auftraggeber und das beauftragte Ingenieurbüro schaffen, damit Auftragnehmer die geforderte Ausführungsqualität erreichen können? Welche Erwartungen existieren bei Auftraggebern, Ingenieurbüros und ausführenden Unternehmen an ihre jeweiligen Baupartner? Und schließlich: Welche Erwartungen haben Auftraggeber und Auftragnehmer an die Gütesicherung RAL-GZ 961?
Mit diesen Fragen sollen die Teilnehmer auf die Vortragsthemen und den Erfahrungsaustausch eingestimmt und von ihren unterschiedlichen Standpunkten im wahrsten Sinne des Wortes abgeholt werden. „Anspruchsvolle Baumaßnahmen stellen für den Auftraggeber Herausforderungen dar“, weiß Sven Fandrich. Komplexe Bauabläufe, ständig neue Anforderungen aus Regelwerken und Vorschriften müssen ebenso berücksichtigt werden wie der finanzielle und zeitliche Rahmen für Planung und Bauausführung. Ähnlich ist die Situation auf Seiten der Ingenieurbüros, die meist unter hohem Zeitdruck Planungen erstellen und ausschreiben müssen.
Qualität beginnt in der Planung
„Dementsprechend werden anhand von Praxisbeispielen die Leistungen und Möglichkeiten der Gütesicherung Kanalbau gemeinsam mit den Teilnehmern erarbeitet“, ergänzt Prüfingenieur Walter. Fehlende Erfahrung in der Bautechnik oder fehlende Systeme zur Qualitätssicherung bzw. Fehlervermeidung in Ausschreibung und Bauüberwachung können zu erheblichen Konsequenzen für alle Beteiligten führen. Denn eine zum Beispiel aus Kostengründen unvollständige Datenermittlung für die Planung – etwa in Form von fehlenden Bodengutachten, optischer Inspektion oder Beweissicherungsmaßnahmen – können den Erfolg der Maßnahme gefährden.
Folgerichtig stellt sich die Frage: Auf welcher Grundlage kann das mit der Ausführung der Arbeiten beauftragte Unternehmen die Qualität erbringen? Denn eine mangelfreie Werkleistung kann von den beteiligten Baupartnern nur dann erbracht werden, wenn sie auf detaillierte Planungs- und Ausschreibungsunterlagen zurückgreifen können. Ihre Erstellung erfordert Kompetenz, Erfahrung und Fachkunde. Systeme zur Qualitätssicherung tragen auch an dieser Stelle dazu bei, eine Baumaßnahme zum Erfolg zu führen.
Beteiligung erwünscht
Vor diesem Hintergrund kann die Gütesicherung RAL-GZ 961 das Zusammenspiel der Beteiligten unterstützen. Die verschiedenen Bausteine des Dienstleistungspaketes der Gütegemeinschaft Kanalbau werden im Rahmen der Erfahrungsaustausche unter dem Programmpunkt „Sicherstellung der Fachkunde und Ausführungsqualität im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer“ vorgestellt und ihr Nutzen erläutert.
Dabei werden die vielfältigen Aspekte sowohl aus dem Blickwinkel des Auftraggebers bzw. Mitarbeiter eines Ingenieurbüros als auch des Auftragnehmer angesprochen. Das Auditorium ist ausdrücklich zur Diskussion eingeladen. Was müssen Planung und Ausschreibung leisten? Welche Voraussetzungen sind dafür erforderlich? Das sind einige der Fragen, bei deren Beantwortung mögliche Fehler und Versäumnisse in ausgewählten Beispielen aus den Bereichen offener Kanalbau, Sanierung oder Vortrieb exemplarisch aufgearbeitet werden. „Mit dem Ziel, die sich daraus ergebenden Konsequenzen für alle beteiligten Parteien aufzuzeigen“, so Fandrich.
Was passiert wenn aber die Erwartungen der Baupartner nicht sauber kommuniziert und berücksichtigt wurden und wenn sich darüber hinaus die Fachleute nicht mehr ohne Hilfe einigen können? In diesem Zusammenhang geht Dipl.-Ing. Hans-Willi Bienentreu zum Abschluss der Veranstaltung auf ausgewählte Fallbeispiele aus der Rechtsprechung ein unter dem Titel „Vertragsgerechte Bauausführung im Spannungsfeld zwischen Auftraggeber und Auftragnehmer“.
Zusammengefasst verfolgt die Veranstaltungsreihe das Ziel, Schnittstellen und Spannungsfelder der Partner am Bau zu benennen. Insbesondere durch Mitwirkung des Auditoriums und Sammlung der Themen in der bundesweiten Veranstaltungsreihe entsteht ein interessantes Bild über die jeweiligen Erwartungen der Baupartner untereinander. Die Gütegemeinschaft plant die maßgebenden Themen hiervon auch in der Zukunft durch entsprechende Veranstaltungsreihen und Diskussionen im Sinne der Mitglieder und der Qualität am Bau zu bearbeiten.
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