"Der weiß, wie's geht!"

03.08.2015

Übergabe der Meisterbriefe an neue Netzmeister

Am Vormittag des 22. Mai 2015 nahmen in Köln die Teilnehmer des von der Berufsförderungswerk des Rohrleitungsbauverbandes GmbH (brbv) organisierten Fortbildungslehrgangs „Geprüfter Netzmeister/Geprüfte Netzmeisterin“ im Rahmen einer Feierstunde ihre Meisterurkunden entgegen. 32 Absolventen stellten sich der Abschlussprüfung bereits im ersten Anlauf mit Erfolg, einige wenige Teilnehmer werden die Prüfung in Kürze wiederholen. Der Anspruch, den die Maßnahme der beruflichen Weiterbildung an die Lehrgangsteilnehmer stellt, ist hoch, aber genau das macht den Abschluss zur begehrten Qualifikation.

Der Lehrgang, der 2015 bereits zum 38. Mal stattfand, genieße in der deutschen Wirtschaft hohes Ansehen und werde als Gütesiegel wahrgenommen, stellte der Vorsitzende des Prüfungsausschusses Dipl.-Wirtsch.-Ing. Dieter Hesselmann anlässlich der Feierstunde fest. Die Aussichten für die frischgebackenen Netzmeister, darin waren sich die Anwesenden einig, sind jedenfalls vielversprechend, und auch der kommende Lehrgang ist bereits ausgebucht.

Zwischen Ingenieur und Bauleiter

Pünktlich um 10.30 Uhr eröffnete Jasna Rezo-Flanze, bei der IHK Köln Leiterin der Weiterbildungsberatung, die Feierstunde, zu der rund 65 geladene Gäste den Weg ins Mercure-Hotel in Köln-Marsdorf gefunden hatten. Bereits in ihrer Begrüßung hob Rezo-Flanze den hohen Wert der Weiterbildungsmaßnahme hervor: Die neuen Netzmeister, so die IHK-Vertreterin, hätten „am eigenen Leib erfahren, wie hoch der Anspruch unserer ehrenamtlichen Prüfer ist“.

Die deutsche Wirtschaft sei sich darüber im Klaren, dass sich in der hohen Qualität der von ihr angebotenen Leistungen und Produkte auch die Qualität der Aus- und Fortbildung hierzulande widerspiegele. Mit dem Meisterbrief zeigten die Lehrgangsteilnehmer, dass sie sich „erfolgreich auf den Weg gemacht“ hätten. Rezo-Flanze dankte den ehrenamtlichen Prüfern ebenso für ihr Engagement wie Kurt Rhode, beim brbv verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit und die Meisterfortbildung, IHK-Mitarbeiterin Vera Raskob, die sich als „Meisterin der Prüfungsorganisation“ erwiesen habe, und rbv-Geschäftsführer Dieter Hesselmann in seiner Eigenschaft als Mitglied des Prüfungsausschusses.

Hesselmann schloss sich den Glückwünschen an die neuen Netzmeister an und fand auch für deren gesellschaftlichen Stellenwert klare Worte: „Ohne Sie würde in Deutschland nichts fließen - kein Wasser, kein Gas, keine Wärme.“ Der Netzmeister stelle eine wichtige Schnittstelle zwischen planendem Ingenieur und Bauleiter dar, betonte Hesselmann: „Bauleiter und planende Ingenieure brauchen Ansprechpartner, die sie verstehen - nämlich Sie!“ Sowohl die Entscheidung zugunsten des Handwerks Leitungsbau und der Entschluss zur Teilnahme an der Fortbildungsmaßnahme seien zu begrüßen als auch die grundsätzliche Entscheidung dazu, „das Lernen wieder neu zu lernen“. Die Teilnehmer hätten damit die Grundlage dafür geschaffen, ihre Karriere erfolgreich fortzusetzen – ob in den Unternehmen, für welche die Lehrgangsteilnehmer derzeit tätig sind, oder auch in Form einer zukünftigen Selbstständigkeit.

Qualitätsmanagement auf römische Art

Von welch grundlegender Bedeutung die Tätigkeit des Netzmeisters ist, führte auch der anschließende Ausflug in die Geschichte eindrucksvoll vor Augen, auf den Gastredner Dipl.-Ing. Jörg Junkers, beim Güteschutz Kanalbau e. V., Bad Honnef, Bereichsleiter Auftragsvergabe und Schulungen, die Anwesenden in seiner Festrede mitnahm. „Qualitätssicherung im Kanal- und Wasserleitungsbau“, so der Titel des praxisorientierten Referats, sei beileibe kein neues Thema. Als Anschauungsbeispiel für den nachhaltigen Betrieb eines Projektes hatte Junkers sich mit der römischen Eifel-Wasserleitung nach Köln ein Objekt ausgesucht, das geschickt den Bogen zwischen Ort und Anlass der Veranstaltung spannte. Auf seinem Weg vom Quellgebiet in der Eifel bis nach Köln überwindet das etwa 80 bis 90 n. Chr. errichtete Bauwerk auf einer Länge von rund 94 km einen Höhenunterschied von rund 360 m.

Beeindruckend sei die Genauigkeit der in Ermangelung von Druckerhöhungsstationen als Freispiegelprofil angelegten Leitung, deren Gefälle sehr präzise bei 1,0 Promille liege. „Stellen Sie sich vor, Sie schickten von einem in doppelter Höhe der Kölner Domspitze gelegenen Punkt einen Wassertropfen auf die Reise, und zwar auf eine 100 km lange schiefe Bahn“ – das Beispiel des Redners machte anschaulich, wie viel Ingenieur-Know-how in der antiken Konstruktion steckt, deren zahlreiche gut erhaltene Überreste den Jahrhunderten getrotzt haben.

Erwiesenermaßen sei die Leitung über einen Zeitraum von sieben Generationen in Betrieb gewesen - „auch da müssen Netzmeister vorhanden gewesen sein“, so Junkers. Solche generationenübergreifenden Projekte, das gab der Redner den Netzmeistern von heute mit auf den Weg, seien wichtige positive Beispiele, die Orientierung böten. „Bleiben Sie neugierig, halten Sie Ihren Wissensbedarf aufrecht“, appellierte Junkers an die Prüflinge. „Denken Sie dabei wirtschaftlich und nachhaltig und stellen Sie sich die Frage: Was kann ich mit guten Partnern besser machen?“ Qualität, merkte der Referent mit Blick auf Nachhaltigkeit an, entstehe durch fach- und sachgerechte Ausführung.   

Positives Signal der Netzbetreiber

Dr. rer. pol. Ralph Donath, geschäftsführender Gesellschafter bei der Eugen Engert GmbH, Minden, und Vorsitzender der rbv-Landesgruppe Nordrhein-Westfalen, überbrachte offizielle Grußworte des Verbandes und lobte ebenfalls das Engagement der Schulungsteilnehmer: „Sie haben ein halbes Jahr lang einen anspruchsvollen Weg beschritten - und das sehr erfolgreich.“ Die Bereitschaft, erneut die Schulbank zu drücken, sei nicht zuletzt mit Blick auf die Altersstruktur des Kurses zu würdigen: „Für den einen oder anderen ist die eigene schulische Laufbahn schon etwas entfernt, umso schwerer ist es natürlich, sich wieder in den Schulalltag zu begeben.“

Im Übrigen sei der Kurs mit Rohrleitungsbauern und Netzbetreibern zu gleichen Teilen besetzt gewesen. Das sei, so Donath, „ein zartes, vielleicht auch dauerhaftes Signal“, denn viele Unternehmen hätten die Ausbildung lange Jahre vernachlässigt: „Oft genug kommen die Unternehmen gar nicht erst in die Ausschreibung, weil es an geeignetem Personal fehlt.“ Unternehmen des Rohrleitungsbaus und Netzbetreiber seien in der gemeinsamen Verantwortung, für den dringend benötigten Nachwuchs zu sorgen.

Der Meister ist gefragt

Der Meister sei das Rückgrat des Fachs, so Donath, der noch einmal die Bedeutung des Netzmeisters als Schnittstelle zwischen Planung und Ausführung betonte und pointiert zuspitzte: „Der Ingenieur weiß ungefähr, wie’s geht. Wenn’s ganz praktisch wird, heißt es: ‚Fragen wir mal den Vorarbeiter oder Meister.’“ Zu den Fähigkeiten, welche die Netzmeister in besonderer Weise auszeichneten, zählten unter anderem räumliches Denkvermögen und handwerkliches Können. „Sie haben sich eine tolle Perspektive für die Zukunft geschaffen, aber Sie müssen auch Verantwortung übernehmen“, so das Resümee des Redners.

„Kämpfen Sie mit Ihrem Fachwissen für die Zukunft unserer alternden Netze - übernehmen Sie Personalverantwortung und identifizieren Sie geeignete Nachwuchskräfte“, so Donaths Appell. Und auch das gab der rbv-Landesgruppenvorsitzende den neuen Netzmeistern mit auf den Weg: „Für gewöhnlich sagt man, man sehe sich immer zweimal im Leben - im Rohrleitungsbau gilt, dass man sich eher dreimal sieht: Pflegen Sie Ihr persönliches Netzwerk und bauen Sie es aus.“

Netzmeister müssen auch Netzwerker sein

Vor der feierlichen Übergabe der Meisterurkunden dankte der Prüfungsausschussvorsitzende Hesselmann noch einmal ausdrücklich den Mitgliedern des Prüfungsausschusses sowie aktuellen und ehemaligen Dozenten. Den neuen Netzmeistern öffne der Meisterbrief Tür und Tor: „Der Meisterbrief ist das Gütesiegel für Qualifikation, Sie werden immer in diesem Bereich tätig sein können“, so Hesselmann über die günstigen Zukunftsaussichten der Prüfungsabsolventen.

Auch Hesselmann unterstrich noch einmal die Bedeutung des regelmäßigen Erfahrungsaustauschs: „Mit bundesweit rund 40.000 Menschen ist unser Gewerk vergleichsweise überschaubar - pflegen Sie Ihr Netzwerk, nehmen Sie regelmäßig an Verbandstreffen teil.“ Im Anschluss erhielten die Prüflinge das begehrte Zeugnis, traditionsgemäß wurden die fünf Jahrgangsbesten im Bereich Gas/Wasser lobend erwähnt und vom Veranstaltungssponsor Open Grid Europe GmbH mit einem Präsent bedacht.

Das Grußwort des Klassensprechers des Netzmeisterlehrgangs 2014/2015 schließlich ließ erwarten, dass der Netzmeister-Nachwuchs den Aufruf zum Netzwerken und zukünftigen Erfahrungsaustausch beherzigen dürfte: „Obwohl die Nerven gerade zum Schluss blank lagen, können wir auf eine erfolgreiche Zeit zurückblicken, in der wir neue Bekanntschaften geschlossen und auch neue Freunde gefunden haben“, brachte Florian Pöhlker die Erfahrungen der Teilnehmer auf den Punkt. Die Aussichten für die neuen Netzmeister sind gut, aber gut sind offensichtlich auch die Aussichten für das Erfolgsmodell Netzmeister-Lehrgang: „Der nächste Lehrgang, der im August startet, ist bereits ausgebucht; auf einer Warteliste stehen weitere Interessenten“, so das erfreuliche Fazit von Dieter Hesselmann. Mit einem geselligen Umtrunk bei herrlichem Frühsommerwetter sowie einem gemeinsamen Mittagessen fand die Verabschiedung der diesjährigen neuen Netzmeister ihren zwanglosen Ausklang.

 

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