Anforderungsprofile für die Kanalsanierung mit Schlauchlinern

07.02.2006

Jährlich viele hundert Kilometer Schlauchliner-Installation deutschlandweit machen die Qualitätssicherung bei dieser Sanierungstechnik zu einer Frage von abwassertechnischer und volkswirtschaftlicher Bedeutung.

Vor diesem Hintergrund ist die Frage nach verbindlichen Anforderungsprofilen für den Einsatz von Schlauchlinern zur Kanalsanierung ein Schwerpunkt des 4. Deutschen Schlauchlinertages, den die Technische Akademie Hannover 30.03.2006 in Nürnberg ausrichtet.

Für lange Zeit war die Hamburger Stadtentwässerung (HSE) die wesentliche treibende Kraft bei der Entwicklung von Konzepten und Instrumenten der Qualitätssicherung. Die Erfahrungen aus rund 150 Kilometern Schlauchlining-Einsatz im Rahmen des Hamburger Sielsanierungsprogramms führten unter anderem zu der Einsicht, das sich die gewünschte Qualität eben leider nicht in jedem Fall automatisch einstellt. Folgerichtig entwickelte die HSE bereits seit 1992 neben einem Qualitätssicherungsplan ein "Anforderungsprofil für Schlauchlining-Verfahren".

Das Anforderungsprofil enthält neben grundsätzlichen Kriterien und Rahmenbedingungen zur Anwendbarkeit des Schlauchlining (insbesondere Schadensbilder) allgemeine Anforderungen an die Werkstoffe (Schläuche und Harzsysteme), an das Installationsverfahren (Einziehen oder Reversieren mit Luft/Wasser) sowie an die Technik der Aushärtung des Schlauchs zum fertigen Liner (Heißwasser, Dampf, Lichthärtung). Außerdem werden die Instrumente der Eigen- und Fremdüberwachung geregelt.

Wenngleich das Hamburger Anforderungprofil über die Jahre hinweg als erfolgreiches "Exportprodukt" der HSE vielerorts zum Maßstab des Umgangs mit dem Schlauchlining wurde, arbeitete auch 10 Jahre nach dessen Erstauflage die Mehrzahl der kommunalen Netzbetreiber noch auf keiner vergleichbaren Grundlage. In einigen süddeutschen Kommunen machten sich die Verantwortlichen in der Stadtentwässerung ihre Gedanken über dieses Defizit: So wurde aus Nürnberg über "leidvolle Erfahrungen" mit mangelnder Ausführung und nachlässigem Baustellenmanagement berichtet.

Aus den daraus erwachsenden Diskussionen entwickelte sich eine Arbeitsgemeinschaft mehrerer süddeutscher Großstädte, der Anfang 2004 erstmalig ein eigenes Anforderungsprofil an die Ausschreibung und Durchführung von Schlauchlinermaßnahmen entwickelte und publizierte. Dieses wurde jüngst in novellierter Form vorgestellt, wobei der Überarbeitung eine enge Abstimmung mit dem Rohrsanierungsverband (RSV) voranging, der nun auch das Anforderungsprofil der Arbeitsgemeinschaft Süddeutscher Kommunen als praktikable Vorgehensweise anerkennt.

Ausgehend von dem grundlegenden Defizit der VOB Teil C an einem eingeführten Regelwerk zur Ausschreibung von Schlauchliner-Maßnahmen hat das Anforderungsprofil der AG Süddeutscher Kommunen das Ziel, objektive und nachvollziehbare Vergabeentscheidungen zu ermöglichen. Ausschreibung, Wertung, Vergabe und Bauausführung sollten auf eine -auch und gerade unter Wettbewerbsaspekten- rechtssichere und VOB-konforme Grundlage gestellt werden.

Streitigkeiten um die Bewertung von Qualität sollen im Ansatz unterbunden und vor allem der Einbau minderwertiger Leistungen nachhaltig verhindert werden. Neben einem ausführlichen Anforderungsprofil für die Ausschreibung steht ein detailliertes Qualitätssicherungskonzept.

Wenngleich die Intention des süddeutschen und des Hamburger Anforderungsprofils durchaus identisch ist, so findet sich im Detail eine Reihe von Unterschieden, die immer wieder zu Diskussionen Anlass gibt. Auf dem 4. Deutschen Schlauchlinertag in Nürnberg werden beide Modelle nicht nur miteinander verglichen, sondern auch vor dem Hintergrund des Ende November 2005 im Weißdruck erschienen DWA-Merkblatts M 143 Teil 3 diskutiert. Nach wie vor dürften bei der Mehrheit aller Netzbetreiber im Detail erhebliche Verständnisprobleme der unterschiedlichen Konzepte und Profile herrschen.

In der Praxis ist leider immer wieder festzustellen, dass auch selbst gestrickte Varianten des einen oder anderen Vorgehens ausprobiert werden; dies ist stets mit der Gefahr verbunden, den Sinn dieser Regelungen zu verfehlen oder ihre Wirkung schlimmstenfalls gar ins Gegenteil zu verkehren. Um hier ein vertieftes Verständnis zu schaffen, ist die vergleichende Diskussion der Anforderungsprofile einer der wichtigsten der vielen Programmpunkte des 4. Deutschen Schlauchlinertages.

Kontakt:
Technische Akademie Hannover
Herrn Dr. Igor Borovsky
Wöhlerstraße 40
30163 Hannover
Tel.: +49 (0) 511 39433-30
Fax: +49 (0)511 39433-40
E-Mail: borovsky@ta-hannover.de
Internet: www.deutscher-schlauchlinertag.de


 

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Dipl.-Ing. Ulrich Winkler

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