Oldenburger Rohrleitungsforum im Zeichen des Klimawandels
19.03.2013
Es war die mittlerweile 27. Neuauflage des Oldenburger Rohrleitungsforums und es war so, wie es immer war: interessant, kurzweilig, spannend, aufregend, traditionsgeladen und – zumindest für die Teilnehmer, Aussteller und Besucher – perfekt und mit norddeutschem Charme organisiert.
Und hieran hat mit Sicherheit nicht nur das köstlich schmeckende Gemüse aus der Familie der Kreuzblütengewächse seinen Anteil, das am ersten Abend des zweitägigen Fachforums auf dem legendären „Ollnburger Gröönkohlabend“ in der Kongresshalle der Weser-Ems-Halle serviert wurde: Das, was das iro-Team in jedem Jahr Anfang Februar auf dem Gelände und in den Räumen der Fachhochschule in Oldenburg an der Ofener Straße auf die Beine stellt, ist der Tradition der Kultveranstaltung würdig. Das war auch die einhellige Meinung der Festredner bei der Eröffnung, die die Arbeit von Mitarbeitern und studentischen Hilfskräften mehrfach lobten. Der Rest war dann praktisch ein Selbstläufer: Rohrleitungen im Zeichen des Klimawandels lautete das Motto der diesjährigen Veranstaltung. Über die verschiedenen Facetten dieser spannungsreichen Thematik konnten sich die Teilnehmer am Oldenburger Rohrleitungsforum in sechs parallelen Vor-tragsreihen und auf der begleitenden Fachausstellung umfassend informieren. Insgesamt nahmen rund 3 000 Personen und 330 Aussteller am Forum teil.
Was hat der Klimawandel für Auswirkungen auf unsere unterirdische Infrastruktur, insbe-sondere die Rohrleitungen? Mit dieser und anderen Fragestellungen haben sich Referenten, Moderatoren und Zuhörer auf dem Forum ausführlich auseinandergesetzt. Und das mit Erfolg: Wenn auch nicht alle Fragen abschließend geklärt werden konnten, so gab es doch erste Antworten und interessante Impulse. Wie in jedem Jahr wurde viel diskutiert und gefachsimpelt – in den Vortragsblöcken, auf der Pressekonferenz, bei der Diskussion im Cafe, auf den Gängen der Fachhochschule und den Ständen der ausstellenden Unterneh-men und Verbände. Auch das macht den Reiz der Oldenburger Veranstaltung aus, macht sie spannend und sorgt für ihren einzigartigen Charakter – und das seit nunmehr 27 Jahren. Das hob auch der Präsident der Jade Hochschule Wilhelmshaven/Oldenburg/Elsfleth, Dr. habil. Elmar Schreiber, in seiner Ansprache im Rahmen der von Prof. Dipl.-Ing. Thomas Wegener, Vorstandsmitglied des Instituts für Rohrleitungsbau an der Fachhochschule Oldenburg e.V. und Geschäftsführer der iro GmbH Oldenburg moderierten Eröffnungsver-anstaltung hervor.
Einzigartige Veranstaltung
Er warf einen Blick zurück auf die Entwicklung des Fachforums, das im Januar 1987 ins Leben gerufen wurde. In einem Hörsaal der Fachhochschule Oldenburg gab es damals zwei Tage lang Vorträge zum Thema „Kunststoffrohre im Bauwesen“. „12 Referenten und 10 Fachfirmen bildeten den Rahmen der Veranstaltung, zu der rund 100 Teilnehmer kamen“, berichtete Schreiber. Im nächsten Jahr sollte sich die Teilnehmerzahl schon verdoppeln, nach nur 10 Jahren hatte sich die Anzahl der Beteiligten am Oldenburger Rohrlei-tungsforum verzehnfacht. Und heute? „Sowohl die Reputation und Anzahl der Referenten als auch die Zahl der ausstellenden Firmen und der Teilnehmer aus dem In- und Ausland sind Beleg dafür, welchen Stellenwert das Oldenburger Rohrleitungsforum heute genießt“, so der Redner weiter, der dem Veranstalter bescheinigte, den Wert und die Bedeutung der unterirdischen Infrastruktur erkannt zu haben. Das habe maßgeblich dazu beigetragen, dass sich diese einzigartige Plattform für die Kommunikation von Wissenschaft, Wirtschaft, Industrie und Handwerk entwickeln konnte.
Zukunftsfähige Lösungen
Nach den Grußworten von Hochschule, Politik und Verbänden – zu den Rednern zählten neben Dr. Schreiber und dem Oldenburger Oberbürgermeister Prof. Dr. Gerd Schwandner, die Präsidentin des Rohrleitungsbauverbandes e. V., Dipl.-Volksw. Gudrun Lohr-Kapfer sowie Dr. Friedrich Hetzel, Abteilungsleiter Wasser- und Abfallwirtschaft der DWA e. V. – machten Dr. Heinrich Ries vom Climate Service Center Hamburg und Dr. Christian Ja-cobs vom Niedersächsischen Ministerium für Umwelt, Energie und Klimaschutz in Han-nover deutlich, dass der Klimawandel durchaus Einfluss auf unsere unterirdische Infra-struktur hat. Während Ries die neuesten Klimaprognosen für Deutschland und Europa vor-stellte, ging Jacobs in seinem Vortrag auf niedersächsische Strategien für die Anpassung an den Klimawandel ein. Das Wetter schlägt zunehmend Kapriolen, auch in unseren Breiten. Jahreszeiten scheinen sich zu verschieben: Im Winter scheint die Sonne und im Sommer ist es oft kühl und regnerisch – so zumindest die individuelle Wahrnehmung vieler Menschen. Und wenn es regnet, dann handelt es sich oft um die viel zitierte Sintflut, wobei Fachleute von Starkregenereignissen sprechen. Hieraus ergeben sich Folgen für die Planung, den Bau, den Betrieb oder die Sanierung von Rohrleitungen. Dass sich die Industrie, aber insbesondere auch Kommunen und Netzbetreiber hierauf eingestellt haben und vielfach schon zukunftsweisende Konzepte und Lösungen in den Schubladen haben, gehörte auch zu den positiven Botschaften in Oldenburg. Bekannte Institutionen wie HAMBURG WASSER, die hanseWasser Bremen GmbH oder auch der OOWV Oldenburgisch-Ostfriesischer Wasserverband stehen dabei stellvertretend für viele andere Netzbetreiber, dies sich seit Jahren den Herausforderungen stellen. Bei der Umsetzung aktueller Projekte setzen sie dabei auf moderne Technologien, gleichzeitig aber auch auf eine offene Kom-munikation, mit der die betroffenen Bürger umfassend aufgeklärt und informiert werden.
Dauerhafte Diskussion
„Das ist mit Sicherheit ein guter Ansatz“, meint auch Hausherr Thomas Wegener, für den das Thema allerdings bei weitem noch nicht abgeschlossen ist. „Aus dem Klimawandel, der unmittelbar Einfluss auf Parameter wie Temperaturen, Niederschläge oder Sonnen-scheindauer hat, ergeben sich erhebliche Folgen für die unterirdische Infrastruktur, die für die Wasser- und Energieversorgung sowie die Regen- und Schmutzwasserbeseitigung ver-antwortlich ist“, sieht sich Wegener im Schulterschluss mit den Teilnehmern am Olden-burger Rohrleitungsforum. Dass es sich hierbei nicht um einen momentanen, zeitlich be-grenzten Prozess handelt, sondern um eine dynamische Entwicklung, aus der noch jede Menge Arbeit für die Netzbetreiber erwachsen wird, macht die Angelegenheit nur umso spannender. Deshalb werden sich auch weiterhin Fragen ergeben. Und mögliche Antwor-ten – mit Sicherheit auf dem 28. Oldenburger Rohrleitungsforum im nächsten Jahr.
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