Mit Schere, Schlange und Birne in den Abzweig

26.10.2004

Gewöhnliche Satellitenkamera-Systeme stießen bei der Inspektion der Abwasserleitungen in einem Grundstücksentwässerungssystem bislang spätestens am ersten Abzweig unter dem Grundstück an eine Einsatzgrenze. Das Problem des Abbiegens im Untergrund hat JT elektronik gmbh, Lindau, jetzt mit der sogenannten ?Lindauer Schere" erfolgreich gelöst.

Für Dienstleister wirtschaftlich attraktiv ist vor allem die Option, dass vorhandene TV-Anlagen von JT Elektronik mit vergleichsweise geringen Investitionen zu einer vollwertigen Plattform für den Allround-lnspektionsservice in Hauptkanal und Grundleitungsnetz ausgebaut werden können.

Verschärfte Rechtsgrundlagen für die Inspektion unter dem Grundstück
An fehlenden Rechtsvorschriften und technischen Standards kann es eigentlich nicht liegen, wenn die Inspektion von Grundstücksentwässerungsanlagen derzeit eher schleppend voran geht. So ist nach der nordrhein-westfälischen Landesbauordnung für jede private Abwasserleitung, die mehr als Regenwasser führt, bis 2015 eine Inspektion fällig; in Wasserschutzzonen verkürzt sich diese Frist für Leitungen, die vor 1965 gebaut wurden, sogar auf den Endtermin 2005.
Gleiches gilt für Leitungen, die älter als 1990 sind und gewerbliches Abwasser führen. Bundesweit ?anerkannte Regel der Technik" für die Instandhaltung von Grundstücksentwässerungen, einschließlich Leitungen und aller sonstiger Bauwerke, ist DIN 1986-30. Auch diese Norm setzt den 31.12.2015 als Ziellinie, an der deutschlandweit alle privaten Abwassernetze zumindest einmal vollständig optisch inspiziert und dokumentiert sein müssen. Und für Systeme, in denen gewerbliches Abwasser fließt, gilt eine noch weit schärfere Zeitvorgabe: Unverzüglich. Zügiges Handeln ist aber auch in der 2015-Perspektive geboten, denn die anstehende Aufgabe hat solche Dimensionen, dass es ohnehin Jahre dauern dürfte, sie systematisch zu erledigen. Wer bis ?kurz vor 2015" wartet, muss dann damit rechnen, vor hoffnungslos ausgebuchten Dienstleistungskapazitäten zu stehen und dann wesentlich höhere Preise zu zahlen als heute. Eine zeitlich noch schärfere Forderung, nämlich nach eingehender Sichtprüfung aller Grundleitungen binnen 10 Jahren, stellt übrigens das Merkblatt 4.3/6 ?Prüfung alter und neuer Abwasserkanäle" des bayerischen Landesamtes für Wasserwirtschaft vom 17.06.2003 auf.
Abbiegefähigkeit als "Kernkompetenz"
Die in der Praxis trotz ständig verschärfter Rechtsgrundlagen beobachtete Zurückhaltung auf dem Markt hatte zu einem erheblichen Teil technische Hintergründe. Denn bis vor kurzem waren der Inspektionstechnologie klare Grenze gesetzt. Auch modernste laterale TV-Inspektionssysteme waren nicht in der Lage, aus dem Hausanschluss-Hauptstrang in Nebenleitungen einzusteigen, um dort nach dem Rechten zu sehen. Für einen renommierten Hersteller von Inspektionstechnik wie die JT elektronik gmbh war dies eine nicht zu ignorierende Herausforderung mit klarer Zielsetzung: Benötigt wurde eine Innovation, die einen Kamerakopf im weit verzweigten Grundleitungsnetz abbiege- und navigationsfähig macht. Zugleich sollte die Einheit eine exakte Ortung ermöglichen, denn eine nachträgliche Einmessung von Leitungsverläufen ist auf vielen Grundstücken erforderlich, um die DIN1986-30 vollständig zu erfüllen. Mindestens ebenso wichtig: Das neue System sollte nicht zwangsläufig eine völlig neue, separate Fahrzeugeinheit erfordern, sondern die sinnvolle Erweiterung des Dienstleistungsspektrums bereits vorhandener Kanal-TV-Fahrzeuge von JT-elektronik mit vergleichsweise geringem Investitionsaufwand ermöglichen.
Lindauer Schere überwindet Abzweige in Serie
Die erfolgreiche Lösung des Problems war letztlich geradezu überraschend einfach: Erstmals auf einer Messe präsentierte JT auf der ENTSORGA 2003 in Köln die ?Lindauer Schere" dem breiten Publikum. Diese Technik erlaubt es, mit einer Satellitenkamera vom Hauptkanal aus über mehrere Abzweige hinweg Grundstücksentwässerungssysteme mit allen Verästelungen zu inspizieren. Das Funktionsprinzip ist erstaunlich einfach: Ist der Kamerakopf vor einem Abzweig positioniert, fährt eine auf dem Kamerakopf montierte, horizontal verschwenkbare Scherenmechanik in den Seitenzulauf ein. Hat die Scherenspitze an der Wand des Abzweigs ein Widerlager gefunden, führt der erneute mechanische Vorschub der Kamera sie zwangsläufig in den Anschluss hinein. So können auch mehrere Abzweige nacheinander durchschoben werden.

Eine Schlüsselrolle bei dieser Technik spielt das kraftschlüssige Vorschubkabel, das mit einer außen umlaufenden Edelstahlspirale versteift ist. Diese sorgt nicht nur für einen kräftigen Vorschub, bei dem ein Durchrutschen des feuchten oder verschmutzten Kabels ausgeschlossen ist. Die Stahlspirale kann auch mit einem elektrischen Ortungssignal beaufschlagt werden, mit dessen Hilfe sich Leitungsverläufe exakt identifizieren lassen. Mit der robusten Scherenmechanik konnten in der Praxis auch Rohrversätze, Hindernisse und Ablagerungen erfolgreich überwunden werden. Selbstverständlich ist der Kamerakopf mit der Lindauer Schere nicht nur vom Hauptkanal aus einsetzbar, sondern auch über Revisionsschächte und -öffnungen im Keller, so dass dem System auf dem Grundstück keine Einsatzgrenzen gezogen sind.
Lindauer-Schlange
ab DN 80 mm

Die Lindauer Schlange wird vornehmlich von der Revisionsöffnung aus eingesetzt. Mit der Beaufschlagung des Druckes verbiegt sich die Luftkammer und die "Schlange" kann in Abzweige eingelenkt und geschoben werden. Einfach und Perfekt auch mit Farb-Drehschwenkkopfkamera lieferbar.
Zusatznutzen für Dienstleister
Für ausgezeichnete Bildqualität sorgt eine neue Kameraelektronik in der Dreh-Schwenkkopfkamera in Verbindung mit einer optimierten LED-Beleuchtungseinheit. Da die Kamera in Längsachse rotierbar ist, können Schäden im Kanal stets in präziser Horizontallage dokumentiert werden. Aktuelle Satelliten-Kameraanlagen aus dem JT-Programm lassen sich mit der Lindauer Schere auf- oder nachrüsten. JT bietet darüber hinaus die Möglichkeit, eine Scherenkamera einsatzweise zu mieten. "Dies spart nicht nur Investitionskosten, sondern stellt auch den Einsatz einer optimal gewarteten Technik sicher", so JT-Chef Uli Jöckel. Mit dieser praxisnahen Innovation bestätigt JT elektronik einmal mehr seine führende Rolle als Ansprechpartner rund um die gesamtheitliche Instandhaltung von Grundstücksentwässerungssystemen. Vor allem bietet JT elektronik dem Kunden seiner Inspektionssysteme mit der ?Lindauer Schere" erheblichen Zusatznutzen in Gestalt einer neuen Dienstleistungsperspektive: Die Auslastung vorhandener wie auch neu erworbener TV-lnspektionsfahrzeuge verbessert sich erheblich, weil einer der wichtigsten Zukunftsmärkte der Stadtentwässerung ohne großes wirtschaftliches Risiko erschlossen wird.
Nach der "Lindauer Schere" und der "Lindauer Schlange" nun die "Lindauer Birne": Letzteres ist die neue Farb-Schiebekamera mit Schwenkkopfmechanik, LCD-Beleuchtung und hoher Auflösung. Den Namen verdankt die Kamera ihrer Birnenform und die ist keineswegs nur ein Design-Gag, sondern ein wichtiges konstruktives Merkmal. Die stromlinienförmigen Rundungen der Optik sind die Voraussetzung, um auch 90°-Bögen zuverlässig zu überwinden.

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JT elektronik gmbh

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