Dauerpatient Kanalisation
03.01.2005
Mit Qualifikation und Qualität aus der Krise In der (Bau)Fachpresse wurde in den letzten Monaten intensiv über den Zustand der Abwasserkanäle in Deutschland diskutiert. Von maroden Leitungsnetzen und zunehmender Gefährdung unserer Umwelt war die Rede. Über leere Kassen bei den Netzbetreibern wurde berichtet, trotzdem die Einleitung von Maßnahmen gefordert.
Auch Politikern werden die Fehlentwicklungen "unter der Erde" zunehmend bewusst. Mit Sanierung, Instandhaltung, Renovierung oder Erneuerung von Kanälen lassen sich zwar nach wie vor keine wählerfreundlichen Botschaften verpacken, dennoch denken die verantwortlichen Kreise verstärkt über geeignete Maßnahmen nach. Schlagzeilen von der "Einführung eines Präqualifikationssystems" oder dem "TÜV für Bauunternehmen" machen die Runde. So hat das Bundeswirtschaftsministerium ein Eckpunktepapier für die Einführung eines Präqualifikationssystems bei öffentlichen Aufträgen im Baubereich erarbeitet. Mit diesem System sollen das Vergaberecht verschlankt und damit die Kosten für Unternehmen und Verwaltung reduziert werden. In diesem System bedeutet Präqualifikation eine vorgelagerte auftragsunabhängige Prüfung der Vollständigkeit von Unterlagen, in denen der Auftragnehmer Erklärungen zum Beispiel zu Liquidität, Steuerangelegenheiten, Gewerbeanmeldung, Handelsregisterauszug, Unternehmensbilanz oder Referenzen abgibt. Die erbrachten Nachweise gelten innerhalb einer bestimmten zeitlichen Periode bei allen öffentlichen Auftraggebern. Mit einer Art TÜV für Baubetriebe will die Bauwirtschaft Nordrhein-Westfalen dem verschärften Wettbewerb in einer erweiterten EU trotzen.
Qualität, Qualifizierung und Qualifikation heißen die neuen Schlüsselwörter. Gerade der Begriff Qualität hat sich in den letzten Jahren zunehmend zum Reizwort entwickelt. Die Nichteinhaltung der Mindestanforderungen für Bauleistung und Bauprodukte bereitet zunehmend Sorge. Hauptursache ist der unablässige Preisdruck, dem vor allem die ausführenden Unternehmen ausgesetzt sind. Bei unrealistischen Preisen kann die geforderte und volkswirtschaftlich notwendige Qualität nicht geliefert werden. Schlecht gebaute und defekte Kanäle bedrohen Gewässer und Böden. Hiervon sind alle betroffen.
Auftraggebern stehen heute die verschiedensten Instrumente zur Verfügung. Mit individuell zugeschnittenen Sanierungsstrategien und der Vergabe von Aufträgen an zuverlässige und erfahrene Firmen mit glaubwürdiger Eigenüberwachung werden wirtschaftliche Lösungen gefunden. Nachweisverfahren zur Zuverlässigkeit und Erfahrung sind neben Ahndungsmöglichkeiten bei Verstößen im Regelwerk zur Gütesicherung Kanalbau RAL-GZ 961 verankert. Ordnungsgemäße Vergabe an nachweislich qualifizierte Firmen sichert Qualität, spart Kosten und ist Voraussetzung zur Einhaltung des Nichtdiskriminierungsgebots der Bieter.
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