Ausbildung zum Zertifizierten Kanal-Sanierungs-Berater
24.09.2013
Wie wähle ich als Verantwortlicher bei einer Kommune oder als Planer für das konkrete Schadensbild ein geeignetes Sanierungsverfahren? Diese Frage wird sich jeder verantwortungsbewusste Netzbetreiber oder Planer stellen, der neben wirtschaftlichen Aspekten auch Parameter wie die Nutzungsdauer im Blick hat.
Die richtige Auswahl des Verfahrens und eine qualifizierte Ausführung tragen zu nachhaltigen Sanierungsergebnissen bei. Doch wie geht man richtig vor und was muss man beachten, damit von der Planung über die Ausschreibung bis hin zur Ausführung alles den gewünschten Anforderungen entspricht?
Hierzu sind in erster Linie Sachkenntnis und Fachwissen gefragt. Angesichts der Vielzahl an angebotenen Sanierungsverfahren können für spezifische Rahmenbedingungen technisch und wirtschaftlich optimierte Konzepte zur Substanzerhaltung erstellt werden. Nicht nur zur Ausarbeitung der Konzepte, sondern auch zu deren Umsetzung wird qualifiziertes Personal benötigt. Auch um sicherzustellen, dass bei Instandhaltung, Planung und Bauausführung eine Qualität erreicht wird, die den langfristigen, generationsübergreifenden Nutzungsansprüchen gerecht wird.
Angebot geschaffen
Aus diesem Grund hat die Fördergemeinschaft für die Sanierung von Abwasserleitungen und -kanälen 1997 das Angebot der „Fortbildung zum Zertifizierten Kanal-Sanierungs-Berater“ geschaffen. Zu den Trägern dieser Fördergemeinschaft zählt neben der DWA Deutsche Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfall e. V., dem Hauptverband der Deutschen Bauindustrie e. V., dem Rohrleitungssanierungsverband e. V. und dem Zentralverband des Deutschen Baugewerbes e. V. die RAL-Gütegemeinschaft Güteschutz Kanalbau e. V.
Erfolgreich absolviert
Doch das Engagement der Gütegemeinschaft geht über die Mitwirkung in der Fördergemeinschaft hinaus: Mittlerweile sind acht der vom Güteausschuss der RAL-Gütegemeinschaft Kanalbau beauftragten Prüfingenieure selbst Zertifizierte Kanalsanierungsberater. Die Gütegemeinschaft verfolgt hiermit zwei Ziele: Zum einen werden die notwendigen Kenntnisse zur Bewertung von Ausschreibung, Bauüberwachung und Ausführung geschaffen. Zum anderen verfügt die Gütesicherung über Spezialisten, die Auftraggebern, Planern und ausführenden Unternehmern kompetent zur Seite stehen können.
„Die Fortbildung zum Zertifizierten Kanal-Sanierungs-Berater erweitert Grundkenntnisse zur Beurteilung der Einsatzfähigkeit von bekannten und neuen Sanierungsverfahren und schafft damit wichtiges Grundlagenwissen“, meint Prüfingenieur Dipl.-Ing. Norbert Heidbrink, der gemeinsam mit Dipl.-Ing. (FH) Mario Heinlein, Stadtentwässerung und Umweltanalytik Nürnberg, als Kursleiter tätig ist.
Umfangreicher Lehrplan
2012 fanden sieben jeweils vierwöchige Fortbildungsmaßnahmen statt, bei denen Fachwissen zur Schadensfeststellung, -analyse und Sanierungsplanung von Abwasserleitungen und -kanälen vermittelt wurde. Dabei standen neben rechtlichen und technischen Grundlagen im Kanalbau folgende Themen auf dem Lehrplan: Verfahren der Kanalreinigung, Inspektionsverfahren, Arbeits- und Gesundheitsschutz, Abwasser und Probenahmen, Reparatur-, Renovierungs- und Erneuerungsverfahren, Standsicherheit, Materialkunde, Umgang mit Sanierungsfehlern, Entwicklung von Sanierungskonzepten und Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen, Grundlagen der Bauausführung, Ausschreibung, Vergabe sowie Überwachung und Qualitätssicherung. Zugangsvoraussetzung zum Lehrgang ist ein Abschluss als Abwassermeister, Meister oder Diplom-Ingenieur bzw. Techniker mit mindestens fünf Jahren Berufserfahrung im Bereich Planung und Bau, Betrieb und Unterhalt von Entwässerungssystemen. Fundierte Kenntnisse in den Bereichen Kanalbau und Kanalinspektion sind ebenso Voraussetzung wie Grundkenntnisse über die einschlägigen Sanierungsverfahren. Das erforderliche Wissen zur Untersuchung von Kanälen, die Erarbeitung von Sanierungskonzepten sowie die Durchführung von Sanierungen werden durch Ablegen einer Prüfung nachgewiesen. Laut Prüfungsordnung gehören zur Prüfung eine Arbeitsprobe (Befahren einer Kanalhaltung mit Schadensansprache) sowie drei schriftliche und eine mündliche Prüfung (Diskussion des Sanierungskonzeptes). Mit bestandener Prüfung erhalten die Teilnehmer das Zertifikat „Zertifizierter Kanal-Sanierungs-Berater“. Weitere Informationen unter: www.zks-berater.de und www.kanalbau.com.
Positive Rückmeldungen
Der Fortbildungslehrgang und die Ausbildungsinhalte kommen an – das belegen die unverändert hohen Anmeldungen zu den Lehrgängen ebenso wie die positiven Rückmeldungen der Teilnehmer. In 2012 fanden insgesamt 7 Schulungen von je 4 Wochen Dauer statt. Hierzu zählte eine Blockschulung in Kerpen (24 Teilnehmer) sowie sechs Modulare Schulungen über einen Zeitraum von etwa 2 bis 3 Monaten in Feuchtwangen (2 Veranstaltungen: 23 bzw. 12 Teilnehmer), Dresden (25 Teilnehmer), Kerpen (18 Teilnehmer) und Köln (2 Veranstaltungen: 26 bzw. 29 Teilnehmer).
Das Personal bei Betreibern, in Ingenieurbüros und in der Baubranche verfügt oft über eine gute Erstausbildung, das Thema Weiterbildung wird dagegen häufig stiefmütterlich behandelt. Doch nach wie vor gilt: Mehr Wissen bedeutet mehr Können. Deshalb gehört lebenslanges Lernen zum Beruf, in dem sich die Arbeitsbedingungen und Produkte ständig wandeln, unabdingbar dazu. „Qualifiziertes Arbeiten ist nicht zuletzt ein Garant für die nötige Sicherheit vor Ort auf den Baustellen sowie für eine hochwertige Ausführungsqualität, bringt aber auch den mit Planung und Ausschreibung beauftragten Ingenieur einen Mehrwert“, so Heidbrink weiter. In diesem Zusammenhang weist der Prüfingenieur auf die Güte- und Prüfbestimmungen RAL-GZ 961 hin. So heißt es zum Beispiel im Punkt 3.16.2.1 Personal unter den Anforderungen der Beurteilungsgruppe ABS (Ausschreibung und Bauüberwachung bei grabenloser Sanierung) hinsichtlich der personellen Ausstattung der Unternehmen: Verantwortliche mit erfolgreicher dreijähriger Tätigkeit in der Ausschreibung und Bauüberwachung von Kanalsanierungsarbeiten sowie Fachpersonal in angemessener Zahl entsprechend dem jeweiligen Auftragsumfang. In beiden Fällen gilt der Nachweis der Fachkunde als erbracht durch Vorlage geeigneter Schulungsnachweise. „Zu den geeigneten Nachweisen zählt unter anderem das Zertifikat ‚Zertifizierter Kanal-Sanierungs-Berater‘“, erklärt Heidbrink, der den Lehrgang im Jahr 2003 selber absolviert hat.
Wichtige Impulse
Seine Erfahrungen gibt er seitdem in seiner Funktion als Kursleiter an die Lehrgangsteilnehmer weiter. Er ist gemeinsam mit Mario Heinlein unter anderem für organisatorische Fragen während der Ausbildungszeit zuständig. „Bis auf wenige Ausnahmen stehen die Frauen und Männer, die die Zusatzausbildung absolvieren, mitten im Berufsleben und werden von ihren Arbeitgebern für die Qualifizierungsmaßnahme freigestellt“, weiß Heidbrink, der darüber hinaus auch als Dozent und im Prüfungsausschuss tätig ist. Das Drücken der Schulbank – üblicherweise geht der Unterricht täglich von 8 bis 17 Uhr – fordert viel Kraft und Engagement, bringt aber für das Berufsleben wichtige Impulse, so die Rückmeldungen vieler Absolventen. Eine Einschätzung die Heidbrink teilt. „Der Lehrgang ist ein ideales Rüstzeug für den Prüfingenieur aber auch für den Planer und die Mitarbeiter ausführender Unternehmen“, so das Fazit des Kursleiters. „Der Kurs vermittelt ein stabiles Fundament an Fachwissen, das jedem ermöglicht, bei den wichtigen Themen rund um die Leitungsinfrastruktur auch einmal über den Tellerrand hinauszuschauen“.
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